Für eine mexikanische Spinne ist eine Fliege nicht immer eine willkommene Mahlzeit, sondern manchmal eher ein Albtraum: Die Fliege „Arachnidomyia lindae“ stürzt sich direkt ins Zentrum des Spinnennetzes und rüttelt an den Fäden wie ein gefangenes Insekt. Doch die scheinbar selbstmörderische Aktion ist reine Berechnung, haben amerikanische Biologen beobachtet.
Das Netz ist an dieser Stelle nicht klebrig, und die Fliege kann mit den Vibrationen die Spinne von ihrem Gelege weglocken, berichtet das Fachmagazin „Nature“ in seiner Online-Ausgabe. Gelingt ihr dies, legt sie ihren eigenen Nachwuchs zu den Eiern von „Metepeira incrassata“, haben
George Uetz von der Universität Cincinnati und seine Kollegen herausgefunden. Die Fliegenmaden dringen in die Eier ein, um sie dann von innen in aller Ruhe zu verspeisen ? wenn die Spinne sie nicht vorher entdeckt.
Die List funktioniert allerdings nicht immer. Manche Spinne erkennt die feindliche Fliege schon beim Anflug an ihrem Gesumme. Rüttelt es dann am Netz, ist sie in einem Dilemma: Beschützt sie ihren Nachwuchs oder folgt sie ihrer Neugier und schaut nach, ob nicht tatsächlich Beute zu machen ist. „Nach einigem sinnlosen Hin- und Hergerenne trennt die Spinne die Verbindung zwischen ihrem Eisack und dem Netz“, schildert Uetz. Die Vibrationen können sie so nicht länger ablenken. Ist die Gefahr vorüber, repariert sie den Schaden wieder.
Die Spinne Metepeira incrassata lebt in riesigen Kolonien, die mehr als 160.000 Tiere umfassen können.
ddp/bdw – Cornelia Pfaff