Eiweiße können in Fossilien möglicherweise über Millionen von Jahren erhalten bleiben und Einblicke in die Evolutionsgeschichte geben. Christina Nielsen-Marsh von der University of Newcastle und Kollegen berichten im Fachblatt Geology (Bd. 30, S. 1099), dass sie ein Protein namens Osteocalcin aus mindestens 55.000 Jahre alten Knochen des ausgestorbenen Steppenbisons isoliert haben.
Nach den Berechnungen der Forscher könnte Osteocalcin, das am Aufbau der Knochen beteiligt ist, unter günstigen Umständen bis zu zehn Millionen Jahre lang erhalten bleiben kann. Die Forscher konnten die Abfolge der Aminosäuren entziffern und stellten fest, dass das Osteocalcin des Steppenbisons exakt gleich aufgebaut ist wie beim modernen Bison. Es unterscheidet sich in nur einer Aminosäure von Rindern, deren Vorfahren sich seit etwa einer Million Jahren getrennt von den Bisons entwickelten.
Mit Hilfe von Osteocalcin oder anderer Proteine ließe sich auch der unübersichtliche Stammbaum des Menschen entwirren, schreibt das Wissenschaftsmagazin „New Scientist“ in seiner Online-Ausgabe. Die Proteine von Menschen, Schimpansen und Orang-Utans unterscheiden sich nur in ein paar Aminosäuren. Durch Vergleich mit den Proteinen aus den Knochen verschiedener Vormenschen ließe sich klären, wer mit wem näher verwandt ist.
Allerdings müssten dafür die wertvollen Knochen der Hominiden teilweise zerstört werden. Osteocalcin ist aber auch in Zähnen enthalten, die häufiger gefunden werden.
Ute Kehse