Erst nach dem ersten Lebensjahr beginnen Kinder langsam, ein Langzeitgedächtnis zu entwickeln. Neun Monate alte Säuglinge können sich zum Beispiel an Ereignisse, die länger als vier Wochen zurückliegen, noch nicht erinnern, berichten amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitung „Nature“ (Bd. 419 ,S. 896).
Conor Linston und sein Kollege Jerome Kagan von der Harvard Universität in Cambridge testeten das Erinnerungsvermögen von Babys. Sie führten den Kindern im Alter von 9, 17 und 24 Monaten einfache Handlungen vor ? beispielsweise den Tisch abzuwischen oder eine Kugel in eine Flasche zu stecken und damit zu rasseln. Anschließend forderten die Psychologen die Kinder auf, diese Dinge nachzumachen.
Die Wissenschaftler bewerteten das Erinnerungsvermögen der Kinder danach, wie viele Handlungen sie vier Monate später immer noch nachahmen konnten. Am besten erinnerten sich die ältesten Kinder an das Gesehene. Die jüngsten Versuchsteilnehmer konnten dagegen keine der einzelnen Handlungen nachmachen.
Das menschliche Gehirn macht gegen Ende des ersten Lebensjahres einen wichtigen Entwicklungssprung, da in diesem Zeitraum die Hirngröße, sowie die Spezialisierung und Verknüpfung der Nervenzellen zunimmt, erklärt Linston. Sind Kinder ein Jahr und älter fällt es ihnen immer leichter, sich Gesehenes oder Gehörtes über längere Zeit zu merken. Denn erst ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich das Langzeitgedächtnis.
ddp/bdw – Teresa Baethmann