Jedoch nicht immer: Bei etwa 20 bis 30 Prozent aller Menschen bleibt es Zeit ihres Lebens zumindest teilweise offen, ohne dass sie es wissen oder Beschwerden haben. „Falls diese Menschen sich als Sporttaucher betätigen, haben sie ein erhöhtes Risiko, beim Tauchen kleine Schlaganfälle zu erleiden“, sagt Stefan Ries von der Universität Heidelberg. Dass dieser Personenkreis Hirnschäden riskiert, haben er und seine Kollegen bereits vor einigen Jahren gezeigt.
Seinen wissenschaftlichen Kooperationspartnern Christian Lydersen und Kit Kovacs vom Norwegischen Polarforschungsinstitut in Tromso fragten sich dagegen: Wie schaffen es nun Robben, schon wenige Stunden nach der Geburt zu tauchen, ohne durch ein offenes Foramen ovale gefährdet zu werden? Über das Internet machten die norwegischen Polarforscher die Heidelberger Ärzte und ihre Taucherstudie ausfindig und luden sie ein, gemeinsam junge Bartrobben zu untersuchen.
Mit einem Ultraschallverfahren konnten die Forscher bei Babyrobben feststellen, ob ihre Herzscheidewand ein Loch hat. Insgesamt 12 Tiere haben die Wissenschaftler bei ihrer Bootsfahrt in den arktischen Gewässern kurzzeitig eingefangen und auf Eisschollen mit modernem Ultraschallgerät untersucht. In den ersten sieben Tagen war bei allen Tieren das Foramen ovale offen, fanden die Forscher. Dennoch waren die Tiere in der Lage, wenige Minuten lang bis zu 90 Meter tief zu tauchen, ohne offensichtlichen Schaden zu nehmen.
Die Robben haben offenbar biologische Überlebensstrategien entwickelt, um schon bald nach der Geburt extreme Tauchgänge zu bewältigen, vermuten die Forscher. Denn nur so können sie ihrem gefährlichstem Feind, dem Eisbär, entkommen. Robben atmen zum Beispiel vor dem Abtauchen aus und vermindern so die Gasmenge, die sie auf ihren Tauchgang mitnehmen. Beim Tauchen fallen ihre Lungen in sich zusammen. Die Luft wird aus den Lungen in die Luftröhre gedrückt, die nicht am Luftaustausch teilnimmt. Deshalb stellt ein offenes Loch im Herzen für diese Tiere wohl keine Gefährdung dar.