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Deutscher Nano-Star gefeuert

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Deutscher Nano-Star gefeuert
Die renommierten Bell-Labs in Murray Hill haben gestern den Nanoforscher Jan-Hendrik Schön wegen Datenfälschung gefeuert. Schön habe eine „rücksichtslose Missachtung der Unverletzlichkeit wissenschaftlicher Daten gezeigt“, heißt es in einem Bericht des Komitees, das im Mai dieses Jahres zur Beurteilung des Fälschungsvorwurfs von den Forschungslaboratorien der Firma Lucent Technologies eingesetzt wurde.

Mehrere Veröffentlichungen des Forschers ? darunter zwei im Fachblatt Science und eine in Nature ? beinhalteten verdächtig ähnliche Daten, obwohl völlig verschiedene Proben untersucht sein sollten. Über das Ergebnis der Untersuchungsgruppe und die Entlassung informierten die Bell-Labs nun in einer Pressemitteilung.

Der deutsche Physiker Schön galt bislang als schillernder Forscher im boomenden Bereich der Nanotechnologie. Ein Ziel dieser Forschung ist beispielsweise ein Transistor aus nur einem einzigen Molekül. Bahnbrechende Ergebnisse für die Entwicklung von Computer-Chips jenseits der heutigen Silizium-Technologie präsentierte Schön in mehreren renommierten Fachblättern. Doch Paul McEuen, Professor an der Cornell University, wunderte sich im Mai über die Ähnlichkeit von drei Spektren, die Schöns Gruppe Anfang Februar 2000 in Science, im Oktober 2001 in Nature und im November 2001 wiederum in Science veröffentlicht hatte. Obwohl jedes Mal unterschiedliche Proben an Nanomaterial mit mikroelektronischen Eigenschaften untersucht worden sein sollten, zeigten die Spektren für die grundlegende Spannungs-Charakteristik der Proben sehr ähnliche Strukturen im verrauschten Untergrund. Lediglich die Skalierung wies in Einzelfällen andere Werte auf.

Die Bell-Labs nahmen die Vorwürfe ausgesprochen ernst und setzten den hoch angesehenen Forscher Malcolm Beasley von der Stanford University an die Spitze des Komitees. In insgesamt 16 von 24 Verdachtsfällen befanden sie Schön nun für schuldig, Daten manipuliert zu haben. Bei der Untersuchung sei bekannt geworden, dass Schön keine sauberen Versuchsaufzeichnungen der betroffenen Experimente vorweisen konnte. Er soll die wichtigen Rohdaten mit dem Hinweis auf eine übervolle Festplatte in seinem Computer gelöscht haben. „Solche Praktiken sind vollkommen unakzeptabel und repräsentieren schlechtes wissenschaftliches Verhalten“, meint das Komitee.

Schön weißt die Folgerungen des Komitees strikt zurück, gesteht aber zu, Fehler gemacht zu haben, die er „tief bedauere“. Dennoch besteht er darauf, dass alle seine Veröffentlichungen auf experimentellen Beobachtungen beruhten. „Ich bin überzeugt, dass sie echt sind“, sagt er im Anhang des Abschlussberichts. Die Mitarbeiter und Koautoren Schöns sprach das Komitee von einer Mitschuld frei. Sie seien offensichtlich an den betroffenen Auswertungen der Experimente nicht im Detail beteiligt gewesen.

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Der 31 jährige Physiker hat in den letzten sechs Jahren nach seiner Promotion an der Universität Konstanz über 100 Artikel publiziert, davon allein 17 in Science und Nature in den letzten 30 Monaten. Zudem gewann er bereits zahlreiche Forschungs-Preise in Deutschland und den USA. Im Bereich der Mikroelektronik mit Nano-Materialien galt er so weltweit als einer der führenden Persönlichkeiten. Obwohl einzelne Ergebnisse von Kollegen noch nicht reproduziert werden konnten, sahen Fachkreise in Schön bereits einen aussichtsreichen Kandidaten für einen Nobel-Preis.

Jan Oliver Löfken
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