Manche Bakterien sind nur innerhalb weniger Temperaturgrade aktiv, bei denen sie tatsächlich krank machen. Bisher war es Biologen ein Rätsel, wie der Temperatursinn dieser Mikroorganismen funktioniert.
Nun haben französische Forscher bei Listerien einen cleveren Mess-Mechanismus entdeckt: Ein Teil der RNA ? der transportablen Form des Erbguts ? ist bei „Listeria monocytogenes“ haarnadelförmig gefaltet. Diese Struktur verhindert, dass die Erbinformation des Bakteriums abgelesen werden kann ? es bleibt in „Warteposition“. Doch bei Temperaturen um die 37 Grad Celsius ändert sich diese Struktur, und die Erbinformation kann abgelesen und in Eiweiße „übersetzt“ werden ? die Listerien werden aktiv. Das berichten die Biologen um Jörgen Johansson vom Pariser Pasteur-Institut in der Fachzeitschrift „Cell“ (Bd. 110, S. 551).
Den Forschern gelang es außerdem, die Struktur dieses „Schalters“ so zu verändern, dass die Mikroorganismen auch bei geringeren Temperaturen ihre Wirkung entfachen konnten. Auch als die Forscher den Temperatursensor bei anderen Bakterien einbauten, funktionierte der Mechanismus.
Listerien können bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem grippeähnliche Symptome und gelegentlich sogar schwere neurologische Schäden hervorrufen. Auch für Schwangere und das ungeborene Kind ist der Erreger gefährlich. Zwar kann Listeria monocytogenes bei Temperaturen von 5 bis 45 Grad Celsius überleben, aktiv ist das Bakterium jedoch nur bei Körpertemperatur.
ddp/bdw – Cornelia Pfaff