Stotterer haben veränderte Nervenbahnen im Gehirn. Das fanden Forscher aus Hamburg und Göttingen mit Hilfe tomographischer Aufnahmen des Kopfes heraus. Über ihre Entdeckung berichten sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Lancet“.
Die Forscher Martin Sommer und Christian Büchel haben fünfzehn Stotterer und ebenso viele Nichtstotterer untersucht. Bei den sprachgestörten Menschen fanden sie, dass ein Zentrum in der linken Hirnhälfte, das Sprechakte plant und mit einer korrekten Grammatik versieht, nur schlecht mit dem motorischen Zentrum des Gehirns verknüpft ist. Das motorische Zentrum ist unter anderem für die Bewegungen des Kehlkopfes verantwortlich. Bei sprachgestörten Menschen fehlt in den Verbindungsbahnen zwischen den beiden Zentren etwa ein Drittel der normalen Nervenmasse, erklärte Büchel gegenüber ddp.
„Diese Abweichung entsteht wahrscheinlich in der Phase zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr, in der viele Kinder vorübergehend stottern“, erklärt der Forscher. Bei etwa einem Prozent der Kinder entwickelt sich die Sprachstörung nicht zurück. „Mit unserer Methode kann man vielleicht herausfinden, was bei diesen Kindern schief geht.“
Aufgrund früherer Untersuchungen ist es wahrscheinlich, dass die Abweichungen im Gehirn eine genetische Ursache haben, sagt Büchel. Da Frauen seltener betroffen sind als Männer, liegt die Ursache möglicherweise in den Geschlechtschromosomen. Dieser Sache wollen Büchel und seine Kollegen nun mit weiteren Studien auf den Grund gehen.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek