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Out-of-Africa: Für die Auswanderung brauchten die Hominiden kein großes Gehirn

Geschichte|Archäologie

Out-of-Africa: Für die Auswanderung brauchten die Hominiden kein großes Gehirn
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Abesalom Vekua (links) und David Lordkipanidze (rechts) mit den Fossilien von der Grabung in Dmanisi, Georgien
Die ersten Vorfahren des Menschen, die Afrika vor 1,7 Millionen Jahren verließen, brauchten kein großes Gehirn zur Emigration. Darauf deutet der Fund eines kleinen Schädels in Georgien, wie Forscher der Georgischen Akademie der Wissenschaften im Fachmagazin „Science“ (Bd. 297, S. 85) berichten. Bislang hatten Paläontologen vermutet, dass erst ein rasantes Hirnwachstum die Hominiden zur Auswanderung befähigte.

Das Team um David Lordkipanidze hatte am Fundort in Dmanisi zuvor schon zwei Schädel ausgegraben. Beide aber übertrafen mit einem Hirnvolumen von rund 800 Kubikzentimetern den neu-entdeckten Schädel, der nur etwa 600 Kubikzentimeter fasste. Das Gehirn eines modernen Menschen ist demgegenüber mehr als doppelt so groß. Der neue Schädel ist grazil gebaut, kann aber wegen seiner großen oberen Eckzähne nicht ohne weiteres als weiblich eingestuft werden.

Die Forscher rechnen die Funde zur Gruppe der Homo ergaster, der afrikanischen Variante des Homo erectus, die von Afrika aus die Welt besiedelten. Möglicherweise könnte die Dmanisi-Population sogar mit dem noch ursprünglicheren (und momentan als eigene Spezies unter Anthropologen heftig umstrittenen) Homo habilis verwandt sein. Auf jeden Fall aber hatten die Vorfahren der Dmanisi-Population Afrika verlassen, bevor dort die Evolution zu den typischen Homo erectus Formen stattgefunden hatte.

Auch aus in Dmanisi gefundenen Steinwerkzeugen schließen die Forscher, dass möglicherweise kein Intelligenzsprung für die Besiedlung neuer Kontinente nötig gewesen war. Die einfachen Werkzeuge gleichen den so genannten Oldowan-Steinen, die in Ostafrika entdeckt wurden.

Unter der Bezeichnung Homo erectus werden Funde aus Java und China mit mehreren anderen aus Europa und Asien zu einer Art zusammengefasst. Manche Forscher ordnen die frühen afrikanischen Homo erectus Fossilien aber einer eigenen Spezies, dem Homo ergaster zu. Wichtig ist diese scheinbar kleine Unterscheidung bei der Fundzuordnung für die Interpretation der späteren Evolution, beispielsweise auch unserer Spezies, Homo sapiens.

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Das Besondere an dem Fundkomplex in Dmanisi ist, dass hier neben verschiedenen Überresten von Homimiden auch zahlreiche Steinwerkzeuge gefunden wurden. Außerdem eignet sich die Fundstelle für verschiedene Datierungsmethoden, was eine gute zeitliche Einordnung auf 1,75 Millionen Jahre ermöglicht.

ddp/bdw – Tanja Fabsits
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