Auch Krähen pflegen alte Familien-„Traditionen“: In Nordspanien beispielsweise bleiben die junge Krähen nach dem Ausfliegen noch lange bei den Eltern und helfen in der kommenden Brutsaison sogar bei der Aufzucht des neuen Nachwuchses. Diese Treue ist keineswegs vererbt, sondern eine Folge des Zusammenlebens in der Krähenfamilie. Das berichten Forscher aus Italien, Spanien und Schweden nun im Fachmagazin „Proceedings“ (B, Nr. 269, S. 1247) der Königlichen Gesellschaft in London.
Die Wissenschaftler hatten den spanischen Vögeln Kräheneier aus der Schweiz untergeschoben, wo junge Krähen sehr viel weniger anhänglich sind und die Eltern schnell verlassen. Und siehe da: Die Vögel, die aus den schweizer „Kuckuckseiern“ schlüpften, erwiesen sich bald als ebenso treu wie ihre spanischen Artgenossen. Fünf von sechs blieben bei den vermeintlichen Eltern, zwei von ihnen widmeten sich in der kommenden Brutsaison der Aufzucht ihrer Brüder und Schwestern. Bisher waren Biologen davon ausgegangen, dass bei Vögeln die wichtigsten Verhaltensweisen genetisch bedingt sind.
ddp/bdw – Ulrich Dewald
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