Krokodile „sehen“ ihre Beute mit dem Gesicht: Amerikanische Forscher haben an den Kiefern der Reptilien Drucksensoren entdeckt, mit denen sie feinste Bewegungen des Wasserspiegels wahrnehmen können. Schlägt vor ihnen ein Beutetier kleine Wellen, schnappen sie zu. Das berichtet das britische Fachjournal „Nature“ in seiner Ausgabe vom 16. Mai.
Entdeckt hat die Sensoren die Biologin Daphne Soares, als sie den Transport eines Alligatorbullen in den Sümpfen von Louisiana begleitete. Dabei fragte sie sich, wozu wohl die kleinen Löcher von der Größe eines Nadelstichs am Ober- und Unterkiefer des Tieres gut sind. Experimente an der Universität von Maryland brachten Klarheit: Die Forscherin verstopfte einem Versuchstier beide Ohren und setzte es in völliger Dunkelheit in ein Becken. Als sie vor ihm die Wasseroberfläche bewegte, schnappte es zu. Bedeckte die Forscherin jedoch die Sensoren, zeigte der tropische Räuber keine Reaktion.
Nach Untersuchungen von Fossilien glaubt die Wissenschaftlerin, dass sich diese Sensoren bereits vor 200 Millionen Jahren bei den Vorfahren der heutigen Krokodile entwickelten. Diese lebten ebenfalls teils im Wasser, teils an Land und könnten mithilfe ihrer Sensoren Jagd auf Dinosaurier gemacht haben, die zum Trinken ans Wasser kamen. Bei Fossilien von ganz im Wasser oder ganz an Land lebenden Krokodilenarten fand Soares dagegen keine Hinweise auf die Sensoren.
ddp/bdw – Ulrich Dewald