Das Hauptproblem der längeren Wege sei die „lange Abwesenheit des Notarztes“ von dem Gebiet, für das er zuständig ist. „Wenn es dann kracht, ist eventuell kein Notarzt verfügbar“, befürchtet Stratmann. Die Deutsche Herzstiftung schätzt die Anzahl der Herzinfarktpatienten auf jährlich etwa 288.000, die der Verstorbenen auf über 180.000.
Den Grundstein für einen Infarkt legen arteriosklerotische Veränderungen, also Verkalkungen in den Arterien des Herzens. Auf der Innenoberfläche der Gefäße entstehen Plaques, kleine Vorwölbungen, die die Arterien einengen. Reißen sie ein, pfropfen sich dort Blutgerinnsel auf und verschließen die Arterie ganz. Teile des Herzens werden nicht mehr durchblutet und bekommen keinen Sauerstoff mehr – der Mensch erleidet einen Infarkt. Die Therapie der Wahl ist bisher meistens die Thrombolyse. Hierbei löst ein Medikament das fatale Blutgerinnsel auf. Das sollte möglichst schnell geschehen, denn sonst stirbt der Herzmuskel ab – je länger der Blutstrom zum Herzen unterbrochen ist, desto dramatischer die Ausmaße des Infarkts.
In der jüngsten Zeit aber belegt eine wachsende Zahl von Studien die Vorteile der Ballonkathetererweiterung, bei der die verschlossene Stelle in der Arterie mit einem Ballon aufgedehnt wird. Zudem birgt die Thrombolyse die erhöhte Gefahr von Hirnblutungen, und bis zu zwei Drittel der Patienten mit der medikamentösen Therapie benötigen hinterher zusätzlich eine PTCA, da ihre Gefäße auch nach der Thrombolyse noch verschlossen sind.