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Musiktauschbörsen schaden Superstars

Technik|Digitales

Musiktauschbörsen schaden Superstars
Kostenlose Musiktauschbörsen im Internet bedeuten nicht den Ruin der Musikindustrie, sie schaden aber etablierten Popmusik-Superstars. Denn der digitale Austausch von Musikstücken über Online-Dienste wie KaZaA oder früher Napster kommt vor allem den Newcomern unter den Künstlern zugute. Er verschafft ihnen einen hohen Bekanntheitsgrad und eine gute Platzierung in den Hitparaden – zum Nachteil bisheriger Stars. Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus den USA.

Die zunehmende Verbreitung der Online-Musiktechnologie zerstört das so genannte Super-Star-Phänomen, erklärt Ram D. Gopal, Professor für Informationsmanagement an der University of Connecticut School of Business. Ein etablierter Popstar, der einen schwachen Musiktitel herausbringt, erreicht heute nicht mehr automatisch einen der vorderen Plätze in den Charts. In der Vergangenheit war das noch anders: Bei den Stars zählte laut Gopal vor allem ihr Erfolg in der Vergangenheit und weniger die aktuelle künstlerische Leistung. Seit dem Entstehen der Musiktauschbörsen können sich die Popstars aber immer weniger auf ihren früheren Werken ausruhen, hat der Forscher herausgefunden.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Sudip Bhattacharjee und dem Management-Professor Lawrence Sanders von der University of Buffalo School of Management analysierte Gopal die US-amerikanischen Billboard Top 200-Charts von 1991 bis 2000. Innerhalb der untersuchten zehn Jahre tauchten mehr neue Künstler in den Charts auf als jemals zuvor. Die Anzahl erfolgreicher Musiker nahm um 32 Prozent zu. Sie verdrängten etablierte Stars von den vorderen Plätzen der Hitparade oder sogar ganz aus den Charts. Die größte Veränderung in den Charts gab es in den Jahren 1998 bis 2000, als die Anzahl der dort notierten Popstars um zehn Prozent wuchs.

Die rasante Zunahme der Künstler steht der Studie zufolge in direktem Zusammenhang mit dem Anstieg der Internet-Nutzerzahlen in den letzten zehn Jahren, die von 3 Millionen auf rund 117 Millionen kletterten, sowie dem Entstehen von Musiktauschbörsen wie Napster. “Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Dominanz der großen Superstars in der Musik seit diesem Zeitraum abnimmt und sie immer weniger Umsatz machen”, erklärt Bhattacharjee. Das sei vermutlich auch der Grund, warum viele der Stars unerbittliche Gegner der kostenlosen Musiktauschbörsen sind. Sie sind aufgrund ihres Bekanntheitsgrads auch die Hauptleittragenden der Musikpiraterie. Nutznießer der Tauschbörsen sind bisher unbekannte Gruppen und Künstler, die nun plötzlich eine Chance auf Platzierung in den Charts haben.

Trotz anderslautender Aussagen, profitiere davon letztlich auch die Musikindustrie, so Bhattacharjee. Insbesondere kostenpflichtige, aber trotzdem preisgünstige Musikabodienste könnten die Verkaufszahlen der Plattenfirmen vergrößern und die Online-Piraterie verringern. “Abodienste, die für das Herunterladen von Musikstücken nur niedrige Preise verlangen, steigern den Verkauf, da die Nutzer neue Stücke oder Künstler zuvor testen können”, sagt Lawrence Sanders. Frühere Studien über Napster-Nutzer bestätigen diese Einschätzung: Sie kauften im Schnitt mehr CDs als normale Konsumenten.

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Die Forscher empfehlen den Firmen daher bestehende Musikabodienste zu unterstützen oder eigene aufzubauen. Für noch unbekannte Künstler sollten geringere Gebühren anfallen als für die Werke der Stars. Dies könnte den bekannten Musikern wieder höhere Einnahmen bescheren. Ihre Forschungsergebnisse wollen die Wissenschaftler demnächst in Fachblatt “Journal of Organizational Computing and Electronic Commerce” veröffentlichen.

Almut Bruschke-Reimer
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