Muttersöhnchen sind sexuell attraktiv und in der Damenwelt besonders erfolgreich. Das behaupten zumindest britische Ornithologen nach Beobachtungen an Zebrafinken. Alleinerziehende Zebrafinken-Mütter hegen und pflegen ihren Nachwuchs besser als ein Zebrafinken-Pärchen, schreiben die Forscher im Magazin „Nature“ (Bd. 416, 733). Muttersöhnchen würden daher besonders groß und prächtig und verweisen bei der Balz schmächtige Nebenbuhler in die hinteren Reihen.
Finken-Pärchen halten sich bei der Pflege des Nachwuchses offenbar in der Hoffnung zurück, der Andere werde das schon machen, erklärt Ian Hartley von der Universität Lancaster. Die Eltern wollen wohl ihre Kräfte schonen, um ihre Chance auf einen Seitensprung zu erhöhen, der zusätzlichen Nachwuchs verspricht. Macht das Männchen jedoch einen endgültigen Abflug vom gemeinsamen Nest, besinnt sich das Weibchen auf die Pflege ihrer Kleinen, schreiben die Forscher. Verläßt jedoch das Muttertier das gemeinsame Gehege, sind viele Männchen schnell überfordert, und lassen den Nachwuchs ebenfalls im Stich.
Das heißt aber nicht, dass es kleinen Zebrafinken automatisch besser geht, wenn ihr Vater auf Nimmerwiedersehen sagt. Um die Anstrengungen der Eltern gerecht zu würdigen, haben die Forscher auch die Anzahl der Nachkommen berücksichtigt: So haben sie etwa Gehege mit vier kleinen Zebrafinken, das von beiden Elternteilen versorgt wird, mit einem Gehege verglichen, in dem zwei kleine Zebrafinken nur von ihrer Mutter gefüttert werden. Die Forscher fanden, dass es dem Nachwuchs der allein erziehenden Mutter deutlich besser geht. Verlässt der Vater das Nest mit den vier Nachkommen, muss die Zurückgebliebene jedoch hart für das Überleben ihrer Kleinen arbeiten und ist mit der Aufgabe oftmals überfordert. Trotzdem versucht sie, keines ihrer Nachkommen aufzugeben: „Es scheint für sie besser zu sein, vier mittelmäßig gefütterte Nachkommen zu haben, als drei Top-Qualität-Finken“, erklärt Hartley.
ddp/bdw – Andreas Wawrzinek