Der mittelalterliche „Schwarze Tod“ war nicht die Beulenpest, wie sie heute bekannt ist, vermuten amerikanische Anthropologen. Die großen Epidemien des 14. Jahrhunderts hätten sich sehr viel schneller ausgebreitet und eine höhere Todesrate gezeigt als es bei der Pest zu erwarten wäre. Das berichten James Wood von der Penn-Universität und seine Kollegen am Freitag (12. März) auf der Tagung der amerikanischen Gesellschaft für physische Anthropologie in Buffalo. Die Forscher hatten Kirchenbücher und Aufzeichnungen englischer Diözesen aus dem 14. Jahrhundert untersucht.
Die heute bekannte Beulenpest wird durch auf Ratten lebende Flöhe übertragen. Eine Epidemie führt nicht nur unter den Menschen zu einem Massensterben, sondern rafft auch die Nager dahin. In den alten Schriften vom Schwarzen Tod fehle jedoch jeglicher Hinweis auf tote Ratten in den Straßen, erklärt Wood.
Der Anthropologe glaubt deshalb, dass der Schwarze Tod von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Als Hinweis wertet er auch die Beobachtung, dass sich die Krankheit besonders schnell entlang von Handelsstraßen ausbreitete. Wären Ratten die Hauptträger der Infektion gewesen, hätten geographische Hindernisse wie Gebirgsmassive oder Flüsse bei der Ausbreitung eine größere Rolle gespielt.
Was Millionen von Menschen im Mittelalter nun wirklich den Schwarzen Tod brachte, sei noch ungewiss, sagen die Forscher. Den in mittelalterlichen Aufzeichnungen beschriebenen Symptomen wie geschwollene Lymphknoten oder eitrige Ausscheidungen nach könnte es ein Vorläufer der heutigen Beulenpest gewesen sein ? oder aber eine völlig andere Krankheit.
ddp/bdw – Ulrich Dewald