Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Gelähmte Ratten mit Bakterieneiweiß geheilt

Erde|Umwelt

Gelähmte Ratten mit Bakterieneiweiß geheilt
Bei Säugetieren können sich durchtrennte Rückenmarksnerven nicht mehr regenerieren. Chemische und mechanische Barrieren verhindern, dass sich neue Nervenfortsätze bilden. Jetzt haben britische Wissenschaftler zur Behandlung ein bakterielles Enzym eingesetzt, das an Proteine gebundene Zuckerketten abspaltet und damit wachsenden Nervenenden den Weg frei macht. Wie die Forscher des King’s College London im Fachblatt Nature mitteilen, ist es auf diese Weise bei Ratten gelungen, die Bewegungsfähigkeit gelähmter Tiere wiederherzustellen.

Nach einer Rückenmarksverletzung bildet sich ein Narbengewebe, das verhindert, dass neue Nervenfortsätze die Verletzungsstelle überbrücken. Dabei lagern sich vermehrt Proteine mit langen Ketten von Zuckermolekülen, so genannte Chondroitinsulfate, außerhalb der Zellen an. Einige Bakterien besitzen ein Enzym, die Chondroitinase ABC, das die Zuckerketten vom Protein abspaltet. Die Arbeitsgruppe von Stephen McMahon benutzte dieses Enzym als „molekulare Machete“, die den Nervenenden den Weg zu neuem Wachstum frei machen soll, wie es Lars Olson vom schwedischen Karolinska-Institut in einem begleitenden Kommentar formuliert.

Die Forscher konnten nachweisen, dass eine solche Enzymbehandlung die Nervenfortsätze an der Verletzungsstelle zum Wachstum stimulierten. Dadurch wurde die Funktion der Nervenzellen teilweise wiederhergestellt: Eine Signalübertragung zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark war, wenn auch abgeschwächt, wieder möglich. Die Behandlung führte dazu, dass sich die zuvor gelähmten Tiere wieder fast normal bewegen konnten.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Abbau hemmender Chondroitinsulfate auch für die Behandlung von Rückenmarksverletzungen beim Menschen als nützlich erweisen könnte, schreiben die Wissenschaftler. Für eine vollständige Wiederherstellung der Funktion durchtrennter Nerven wird aber wahrscheinlich eine Kombination verschiedener Maßnahmen nötig sein, schreibt Olson. So müssten gleichzeitig weitere bekannte Hemmstoffe blockiert und die Bildung von Wachstumsfaktoren stimuliert werden.

Joachim Czichos
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

♦ Te|tra|chlor|koh|len|stoff  〈[–klo:r–] m. 1; unz.; Chem.〉 farblose, giftige, süßlich riechende Flüssigkeit, Lösungs– u. Feuerlöschmittel; Sy 〈kurz〉 Tetra … mehr

Bo|ro|si|li|kat|glas  〈n. 12u; unz.〉 gegen Temperaturwechsel u. chem. Einwirkungen sehr beständiges borsäurehaltiges Glas

♦ mi|kro|bio|lo|gisch  〈Adj.; Biol.〉 die Mikrobiologie betreffend, zu ihr gehörend

♦ Die Buchstabenfolge mi|kr… kann in Fremdwörtern auch mik|r… getrennt werden.
» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige