Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Ältere sprechen sich eher für selbstbestimmtes Sterben aus als Jüngere

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Ältere sprechen sich eher für selbstbestimmtes Sterben aus als Jüngere
Beim Thema Sterben gibt es eine große Generationenkluft. Je älter ein Mensch wird, um so eher glaubt er an das Recht auf selbstbestimmtes Sterben, haben US-Wissenschaftler herausgefunden. Demnach wollen Großeltern bei einer unheilbaren Erkrankung dreimal so häufig über ihren Sterbezeitpunkt allein entscheiden wie ihre Enkel. Jüngere machen sich dagegen wenig Gedanken über ihre letzte Lebensphase. Alle Altergruppen sind der Meinung, dass die Entscheidung für oder gegen lebensverlängernde medizinische Maßnahmen von Angehörigen getroffen werden sollte, falls erkrankte Familienmitglieder dazu nicht mehr in der Lage sind.

Ältere Menschen sind durch ihr fortgeschrittenes Alter häufiger mit Erkrankungen, die lebenserhaltende Behandlungsmaßnahmen erfordern, konfrontiert als Jüngere, erklärt Terry Mills, Soziologe an der University of Florida. Für junge Menschen sei das Thema noch sehr weit weg und eher ein hypothetisches Szenario.

Der Forscher hatte Drei-Generationen-Familien befragt, bei denen Eltern, Kinder und deren Großeltern in einem gemeinsamen Haushalt lebten. Die Familienmitglieder im Alter von 39 bis 84 Jahren gaben an, welche Gründe aus ihrer Sicht für oder gegen lebensverlängernde Maßnahmen wie beispielsweise Organtransplantation, künstliche Beatmung oder Chemotherapie bei einer tödlichen Erkrankung sprechen.

Für alle Altersgruppen waren die geistigen Fähigkeiten des Patienten die wichtigste Entscheidungsgrundlage. So wollten 97 Prozent der Senioren, 78 Prozent der Elterngeneration und 67 Prozent der Enkel lebensverlängernde Maßnahmen vom mentalen Zustand des Betroffenen abhängig machen. Zweitwichtigstes Kriterium war bei Älteren eine mögliche Belastung der Angehörigen durch die Pflege, die sie durch selbstbestimmtes Sterben vermeiden wollten. Für Menschen im mittleren und jüngeren Alter spielte dagegen der Grad der Schmerzen für den Todeszeitpunkt eine wichtige Rolle, denn bei bis zu zwanzig Prozent der tödlichen Erkrankungen lassen sich Schmerzen nicht mehr lindern.

Von der Höhe der Behandlungskosten wollten weder Jüngere noch Ältere lebensverlängernde Maßnahmen abhängig machen. Jüngere und Frauen waren der Meinung, dass alle Familienmitglieder gemeinsam über die Behandlung von Todkranken entscheiden sollte. Ältere beharrten auf dem Recht eines Menschen, seinen Todeszeitpunkt selbst festzulegen. Auch sehr religiös eingestellte Menschen wollten nicht, dass Familienmitglieder bei Fragen über Leben oder Tod für sie entscheiden.

Anzeige

Aufgrund seiner Untersuchung geht Mills davon aus, dass Ärzte Familienmitglieder bei der Frage nach lebensverlängernden Maßnahmen generell stärker miteinbeziehen sollten. Das Thema Sterben sei in der Gesellschaft nach wie vor tabu, so Mills. Eher würde in der Familie über das Testament oder das zukünftige Grab gesprochen, als über lebensverlängernde Maßnahmen. Seine Ergebnisse veröffentlichte der Forscher im Fachblatt Family Relations (Vol. 51, No. 1, S. 46-54).

Almut Bruschke-Reimer
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Kunst|ver|lag  〈m. 1〉 Verlag für Kunstbücher u. Kunstblätter

Öko|sys|tem  〈n. 11〉 Wechselwirkung zw. Lebewesen, ihren Lebensbedingungen u. dem von ihnen besiedelten Lebensraum; Sy ökologisches System … mehr

Bio|bi|blio|gra|fie  auch:  Bio|bib|lio|gra|fie  〈f. 19〉 umfassendes Verzeichnis aller Schriften über eine Persönlichkeit u. ihre Werke; … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige