Eine nur einmalige Behandlung mit Antikörpern, die gegen das Alzheimer-Protein gerichtet sind, bewirkt im Mausmodell, dass die Tiere schon nach kurzer Zeit Gedächtnisleistung und Lernfähigkeit deutlich verbessern. Diese Therapie verändert aber das Ausmaß der typischen Proteinablagerungen im Gehirn nicht. Demnach sind, wie die Forscher der Lilly Research Laboratories in einer Online-Publikation des Fachjournals Nature Neuroscience mitteilen, nicht die unlöslichen Proteinplaques, sondern lösliche Formen des Alzheimer-Proteins für die Krankheitssymptome verantwortlich.
Bei der Alzheimer Krankheit lagern sich in bestimmten Regionen des Gehirns unlösliche Proteine ab. Diese so genannten Amyloidplaques bestehen aus Beta-Amyloidpeptiden, die als Spaltprodukte aus einem Vorläuferprotein entstehen. Ob Einzelmoleküle oder größere Aggregate dieser Alzheimer-Proteine für das fortschreitende Nachlassen der geistigen Fähigkeiten verantwortlich sind, blieb bisher unklar. Steven Paul und seine Mitarbeiter behandelten gentechnisch erzeugte Alzheimer-Mäuse mit dem Antikörper m266, der spezifisch an das Beta-Amyloidpeptid bindet.
Bereits nach einmaliger Verabreichung verbesserte sich die Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen der Tiere erheblich. Eine Untersuchung des Gehirns ergab, dass sich Zahl und Größe der Plaques in Cortex und Hippokampus dabei nicht verändert hatten. Die unlöslichen Proteinablagerungen können also nicht die Ursache für die Beeinträchtigung der getesteten Hirnleistungen sein.
Wie die Wissenschaftler aufgrund früherer Versuche wussten, bewirkt eine Behandlung mit m266, dass lösliche Alzheimer-Proteine aus dem Gehirn ins Blut übertreten, wo sie von Antikörpern gebunden und damit inaktiviert werden. Demnach, so vermuten die Forscher, könnte eine hohe Konzentration an löslichem Beta-Amyloidpeptid im Gehirn für die nachlassende Gedächtnisleistung verantwortlich sein.
Eine Behandlung mit Antikörpern würde möglicherweise auch bei Alzheimer-Patienten eine schnelle Verbesserung der geistigen Fähigkeiten bewirken, auch wenn die vorhandenen Plaques dadurch nicht abgebaut werden, schreiben die Autoren. Erste Versuche einer derartigen Therapie hatten allerdings zu schädlichen immunologischen Nebenwirkungen geführt.
Joachim Czichos