Noch immer ist eine sichere Diagnose von BSE bei Rindern und der neuen Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (nvCJK) beim Menschen erst nach dem Tod möglich. Wissenschaftlern des Manchester Royal Infirmary ist es jetzt gelungen, Fälle von Rinderwahnsinn bereits acht Monate vor Ausbruch der Symptome aufgrund unregelmäßigen Herzschlags nachzuweisen. Wie die Zeitschrift New Scientist weiter mitteilt, soll nun überprüft werden, ob die Methode auch für Menschen, bei denen der Verdacht auf nvCJK besteht, geeignet ist.
Chris Pomfrett und seine Mitarbeiter untersuchten drei Rinderherden von je 50 Tieren. Zwei davon hatten zweieinhalb Jahre zuvor Kontakt mit BSE-Erregern, die dritte diente als Kontrolle. Ein Jahr lang überprüften die Wissenschaftler regelmäßig den Herzschlag der Tiere. Dabei erwiesen sich Herzrhythmusstörungen, so genannte „respiratorische Sinusarrhythmien“, als zuverlässiges Merkmal einer Infektion. Die Ergebnisse ermöglichten es, die drei Gruppen von stark, schwach und nicht infizierten Tieren klar zu unterscheiden. „Die zwei Tiere, die in dieser Zeit Krankheitssymptome entwickelten, hatten bereits acht Monate vorher unnormale Herzbefunde“, sagt Pomfrett. Die Untersuchungen werden zurzeit fortgeführt.
Änderungen im Herzschlagrhythmus werden durch den Hirnstamm kontrolliert. In diesem Teil des Gehirns ist die Konzentration der BSE-Erreger bei erkrankten Tieren im Endstadium am höchsten. Eine Herzarrhythmie kann daher, so Pomfrett, als Auswirkung des infizierten und in seiner Funktion beeinträchtigten Hirnstamms betrachtet werden. „Wir messen gewissermaßen die Hirnstamm-Aktivität auf nicht-invasivem Weg“, sagt Pomfrett.
Eine neue Studie mit mindestens 20 nvCJK-Patienten soll zeigen, ob die Methode auch für eine Diagnostik beim Menschen einsetzbar ist. Eine frühe Diagnose sei sehr wichtig, auch wenn es noch keine Heilung gibt, sagt Alastair Aitken von der University of Edinburgh. Möglicherweise wäre es möglich, das Fortschreiten der Erkrankung in einem frühen Stadium noch aufzuhalten. Bisher sind 110 Menschen in Großbritannien an der unheilbaren Hirnkrankheit gestorben.
Joachim Czichos