Die lästigen Augenpflaster, mit denen viele Kinder seit Jahrzehnten dem Spott ihrer Kameraden ausgesetzt sind, scheinen nach den neuesten Erkenntnissen amerikanischer Augenärzte entbehrlich zu sein. Bei der Behandlung der Amblyopie (Schwachsichtigkeit) seien sichttrübende Augentropfen ebenso wirksam wie das Abkleben eines Auges, berichten sie im Fachmagazin „Archives of Ophthalmology“ (Vol. 120, No. 3).
Da die Augentropfen sowohl von den Kindern als auch von deren Eltern wesentlich besser angenommen werden, fordern die Mediziner ihre Kollegen auf, häufiger auf die Pflaster zu verzichten und stattdessen mit den Tropfen zu behandeln. Für den Erfolg einer Therapie sei die „Compliance“ (Therapietreue) der Patienten schließlich entscheidend.
In der Studie nahmen mehr als 200 Wissenschaftler aus 55 Einrichtungen in Mexiko, den Vereinigten Saaten und Kanada teil. Sie behandelten über 400 Kinder über ein halbes Jahr mit einer Augenklappe oder den Tropfen. Obwohl das Abkleben des Auges etwas schneller zum Erfolg führte und die Erfolgsrate ein wenig höher lag (79 Prozent gegenüber 74 Prozent), bewerteten die Mediziner die Tropfenbehandlung als ebenbürtig. Die Unterschiede seien nicht signifikant.
Beide Therapien zielen letztlich darauf ab, das Sehvermögen des schwachen Auges zu trainieren indem die Sicht des „guten“ Auges behindert wird. Der in den Tropfen enthaltene Wirkstoff „Atropin“ trübt das Sehvermögen indem er die Pupille erweitert.
Irina Lorenz-Meyer