Die Anfänge des Lebens auf der Erde sind nach wie vor umstritten. Jetzt präsentieren William Schopf von der University of California in Los Angeles und Kollegen im Fachblatt Nature (Bd. 416, S. 73) Beweise dafür, dass es sich bei Einschlüssen in 3,5 Milliarden Jahre altem australischem Gestein um Bakterien handelt. Dem widerspricht eine zweite Forschergruppe um Martin Brasier von der University of Oxford (Nature, Bd. 416, S. 76): Die Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Einschlüsse rein geophysikalisch in hydrothermalen Quellen entstanden sind.
Schopf hatte bereits Anfang der 90er Jahre behauptet, dass die Einschlüsse in den Gesteinen die ältesten bekannten Bewohner der Erde seien. Sein damaliges Hauptargument war die Form der Einschlüsse. Andere Forscher argumentierten jedoch, dass es sich genauso gut um Blasen handeln konnte. Deshalb versuchen Schopf und Kollegen jetzt, die These mit Hilfe von neuen Aufnahmen zu untermauern, die sowohl die chemische Zusammensetzung als auch die Form der Einschlüsse in zwei Dimensionen aufdeckt.
Die Forscher testeten die Methode zuvor an weniger umstrittenen Fossilien. Sie stellten fest, dass die australischen Fossilien aus Kohlenstoff mit einer Zusammensetzung bestehen, wie er für organische Materie typisch ist. Demnach könnte es sich um den ersten Beleg für Photosynthese auf der Erde handeln – eine Milliarde Jahre vor den nächst ältesten Fossilien.
Martin Brasier und Kollegen bezweifeln Schopfs Schlussfolgerung. Sie untersuchten die gleichen Proben und sind der Meinung, dass die ovalen, manchmal aber auch gegabelten Einschlüsse aus vulkanischem Kohlendioxid gebildet worden sein könnten, dass bei 250 bis 300 Grad Celsius in amorphen Kohlenstoff umgewandelt wurde. Während Bakterien dazu neigen, sich in Linien anzuordnen, sei die Ausrichtung der Einschlüsse zufällig verteilt.
Ähnlich wie bei den umstrittenen Fossilien im Mars-Meteoriten ALH84001 lässt sich damit nicht abschließend klären, ob die länglichen Strukturen tatsächlich Lebewesen waren oder nicht.
Ute Kehse