Crowston hat Archivmaterial sowohl zum Technikstand des 18. Jahrhunderts als auch über die Mode und die sozialwirtschaftlichen Bedingungen für Frauen in jener Zeit gesammelt. Dabei stellte sie fest, dass im vorrevolutionären Frankreich Näherinnen ebenfalls in Zünften organisiert waren und sie den (männlichen) Schneidern zahlenmäßig weit überlegen waren. Der Zulauf, den die Berufssparte „Näherin“ im 18. Jahrhundert hatte, ist laut Crowston vor allem damit zu erklären, dass Frauen bei ihrer Berufswahl stark eingeschränkt waren. Die Frauen, die sich als Näherinnen ihren Lebensunterhalt selbst verdienten, scherten häufig aus den für Frauen vorgegebenen Lebensläufen aus. Viele blieben bewusst unverheiratet und gründeten ihren eigenen Hausstand.
„Näherinnen können durchaus als Feministinnen angesehen werden“, sagt Crowston, „zumindest insofern sie auch selbst das Ziel hatten, die Grenzen, die Frauen im wirtschaftlichen und politischen Leben vorgeschrieben waren, zu verändern. Sie waren sich tatsächlich oft der Ungleichheit bewusst, mit der Frauen im Vergleich zu Männern auf dem Arbeitsmarkt betrachtet wurden. Daher war ihr Gewerbe für sie ein Schutzraum für weibliche Arbeit und Autonomie.“ Auf der anderen Seite jedoch – das muss auch Crowston eingestehen – förderte gerade das Näherinnengewerbe „eine Weiblichkeit, die an Mode und äußerliche Erscheinung gebunden war.“