Nach sechsjähriger Forschungsarbeit ist es australischen Wissenschaftlern gelungen, einen Impfstoff gegen Heuschnupfen zu entwickeln. Es handelt sich um ein gentechnisch hergestelltes, verändertes Eiweiß aus Gräserpollen, mit dem eine Desensibilisierung wirksamer und gefahrloser als bisher möglich ist. Das berichten die Forscher der University of Melbourne im European Journal of Immunology.
Heuschnupfen ist eine allergische Erkrankung, die auf einer Überempfindlichkeit gegen Eiweiße von Blütenpollen beruht. Die einzig wirksame Behandlung der Krankheitsursache besteht in einer Desensibilisierung. Bei dieser Form der Immuntherapie werden über einen Zeitraum von mehreren Monaten steigende Konzentrationen der Allergie auslösenden Substanz injiziert. Dadurch entstehen Antikörper, die die allergische Reaktion blockieren. Bisher verwendete man dafür relativ undefinierte Rohextrakte. „Diese Extrakte enthalten unbekannte Bestandteile, die Ursache für einen anaphylaktischen Schock sein können“, sagt Prem Bhalla, leitende Wissenschaftlerin der Arbeitsgruppe. Ein anaphylaktischer Schock ist eine lebensbedrohliche Überreaktion des Immunsystems. Ziel der Wissenschaftler war es, eines der wichtigsten allergenen Proteine in reiner Form herzustellen und durch Veränderungen wirksamer zu machen.
Dazu isolierten sie das Gen für ein Pollenprotein aus Rai- oder Weidelgras und führten gezielt verschiedene Mutationen ein. Diese Genvarianten wurden dann in das Erbgut von Kolibakterien eingebaut.
So gelang es, neun abgewandelte Formen des Eiweißes in großer Menge und in reiner Form aus Bakterienkulturen herzustellen. Eines davon hatte die erwünschten Eigenschaften: Es aktivierte noch das Immunsystem, seine Allergie auslösende Wirkung war aber auf nur noch zehn Prozent abgesunken. „Hauttests zeigen, dass das Protein deutlich sicherer und wirksamer ist als andere Mittel, die für eine Immuntherapie bei Graspollenallergie verwendet werden“, sagt Bhalla.
Der jetzt vorliegende Impfstoff hat sich bei allen getesteten Patienten als gleichermaßen wirksam erwiesen. Andere Varianten des Proteins, die bei einem Teil der Testpersonen sogar noch effektiver waren, könnten zusätzlich bereitgestellt und nach individueller Testung eingesetzt werden.
Joachim Czichos