Alte Menschen erholen sich schlechter von Muskel- und Knochenverletzungen. Jetzt haben US-Forscher erstmals nachweisen können, dass zwischen Muskelabbau und Fettbildung ein Zusammenhang besteht, der mit zunehmendem Alter einsetzt. Die Stammzellen im erwachsenen Muskel, die an Reparatur und Erholung der Muskelfasern beteiligt sind, werden bei alten Menschenn den Fettzellen immer ähnlicher, so die Forscher. Damit heilen Muskelverletzungen schlechter aus. Einen ähnlichen Zusammenhang vermuten sie auch im Knochengewebe.
Die Veränderung der Muskel-Stammzellen, und potenziell auch der Knochen-Stammzellen, zu Fettzellen im hohen Alter könnte erklären, weshalb eine 80-jährige Frau so viel mehr Probleme hat, sich von einem Sturz oder von langer Bettruhe zu erholen, als eine 40-Jährige, berichtet Charlotte Peterson von der
University of Arkansas for Medical Sciences. Die Beobachtungen von Petersons Team an Mäusezellen lassen einen gemeinsamen Mechanismus vermuten, der den Schwund von Muskelmasse und Knochendichte im Alter steuert. Andere Forscherteams hatten zuvor gezeigt, dass im Alter die Anzahl der Fettzellen im Knochenmark ansteigt, zu Lasten der Knochen bildenden Zellen.
Offenbar ist der Beginn Zell-Veränderungen in den Genen angelegt. Das Team will nun zuerst nachweisen, dass sie bei menschlichen Muskelzellen ebenso eintreten wie bei Mäusezellen. „Wenn unsere Theorie korrekt ist“, erklärt Peterson, „dann müssen wir im nächsten Schritt einen Weg finden, das Eintreten dieser Veränderungen zu verhindern. Die möglichen Vorteile für Senioren wären enorm“. Ein solcher Schritt hieße, die genetische Programmierung so zu verändern, um die Muskelerneuerung der Jugend zu erhalten. Diese Art von Gentherapie könnte die Gesundheit alter Menschen sehr verbessern, liegt aber noch in weiter Ferne. Die Studie von Petersons Team erscheint in einer kommenden Ausgabe der Zeitschrift Mechanisms of Aging and Development.
Dörte Saße