Schwere Verletzungen des Rückenmarks können sich regenerieren, wenn die Vernarbung des verletzten Gewebes verhindert wird. Das haben Forscher des Wistar Institute in Philadelphia an einer Studie an Mäusen gezeigt. Sie glauben, damit einen neuen Weg zur Behandlung von Rückenmarksverletzungen gefunden zu haben, schreiben sie in der Zeitschrift Journal of Neuroscience Research (Volume 67, Issue 3, 2002).
Die Wissenschaftler um Ellen Heber-Katz unterdrückten bei Mäusen mit Rückenmarksverletzungen die Bildung von Narbengewebe. Ohne diese physische Barriere konnten Neuronen auf beiden Seiten der Verletzung wieder auswachsen und innerhalb von zwei bis drei Wochen eine Verbindung herstellen. Die Funktion der Neuronen im Rückenmark der Mäuse war so wieder vollständig hergestellt.
Laut Heber-Katz scheinen die Ergebnisse zu zeigen, dass die Narbenbildung das Hauptproblem bei der Wiederausbildung der Nervenzellen ist. Deshalb könnten Medikamente, die eine Narbenbildung an der verletzten Stelle verhindern, einen ähnlichen Effekt wie im Tierversuch haben. Jedoch sollten diese Medikamente sofort nach einer Verletzung gegeben werden. Die Erkenntnisse könnten aber auch klinisch relevant für die Behandlungen schon bestehender Rückenmarksverletzungen sein. Es könnten Therapien entwickelt werden, durch die das bestehende Narbengewebe ehemaliger Verletzungen beseitigt wird. Dadurch könnten dann, wie bei den Mäusen, Nervenzellen neu auswachsen.
Nicole Waschke
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