Das glaube ich nicht
Forscher halten einen großen Teil ihrer Erkenntnisse geheim. Das fanden amerikanische Mediziner in einer Befragung von beinahe 2.000 US-Forschern. Diese Geheimhaltung bremse den wissenschaftlichen Fortschritt und gefährde das Reproduzieren von Forschungsergebnissen, warnen die Mediziner im Fachblatt „Journal of the American Medical Association“ (JAMA vom 23. Januar).
Das Team unter der Leitung von Eric G. Campbell vom Allgemeinen Krankenhaus Massachusetts und der Medizinischen Hochschule Harvard befragte vorwiegend die Gilde der Genetiker, die 1998 in den Vereinigten Staaten am meisten öffentliche Förderung erhielten, wie die Forscher betonen. Die Studie zeigt, dass beinahe jeder zweite Genetiker in den letzten drei Jahren mindestens einmal bei den Kollegen abblitzte: Diese verweigerten nähere Informationen zu bereits publizierten Arbeiten. 28 Prozent gaben an, deshalb Forschungsarbeiten anderer Gruppen nicht wiederholt haben zu können. Insgesamt wurde jede zehnte Anfrage verweigert, fanden die Forscher.
Über zehn Prozent der Genetiker gaben zu, ihren Kollegen nähere Informationen vorenthalten zu haben. Als Gründe nannten sie fehlende Fördermittel und den Schutz ihrer zukünftigen Publiziermöglichkeiten. Einer der Studienleiter, David Blumenthal, sieht deshalb die Qualität der Wissenschaft gefährdet: „Faktoren wie die Konkurrenz in der akademischen Forschung, das Potenzial für kommerzielle Anwendungen und beschränkte Fördermittel arbeiten gegen das Ideal des offenen Austausches in der Wissenschaft.“ Die gleichen Hindernisse monierten – entgegen den Erwartungen – auch die befragten Wissenschaftler anderer Forschungsrichtungen.
Marcel Falk
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