Die Infektionen und der Tod vieler Kleinkinder in Neugeborenen-Zentren haben keine medizinischen sondern gesellschaftliche Ursachen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören eine hohe Auslastung der Krankenhäuser und eine zu große Anzahl verschiedener Ärzte, von denen ein Neugeborenes versorgt wird. Eine zu hohe Auslastung hat zur Folge, dass Krankenschwestern sich nicht mehr hinreichend um einzelne Neugeborene kümmern, so dass die Todesrate steigt. Eine zu hohe Anzahl an Ärzten erhöht dagegen die Zahl der tief eingreifenden Behandlungen und begünstigt die Verbreitung von Krankheitskeimen: Offenbar halten Ärzte geringere hygienische Standards ein als Krankenschwestern. Das sind zumindest mögliche Schlußfolgerungen einer umfangreichen britischen Studie, die im Fachmagazin „Lancet“ erschienen ist.
Für die Studie hat Janet Tucker von der Universität Aberdeen zusammen mit Kollegen, das Schicksal von über 13.000 Neugeborenen an 54 Krankenhäusern untersucht. Die Wissenschaftler fanden, dass die Todes-Wahrscheinlichkeit bei voll ausgelasteten Neugeborenen-Zentren 50 Prozent über der von nur halb ausgelasteten Zentren liegt. Die Größe der Zentren selbst ist dabei offenbar nicht entscheidend.
Der Fund, dass ein Zuviel an Ärzten an den Zentren die Infektionsrate der Neugeborenen erhöht, deckt sich mit Beobachtungen aus anderen Untersuchungen, schreiben die Forscher: Die Studien legen nahe, dass Ärzte das Händewaschen nicht ernst genug nehmen.
Andreas Wawrzinek
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