Die vom Apostel Paulus bekehrter Galater waren tatsächlich Kelten, die aus Europa nach Anatolien eingewandert waren. Forscher der Universität Oxford haben dafür zusammen mit Kollegen nun erstmals auch archäologische Befunde vorgelegt. In Gordion, das etwa hundert Kilometer südwestlich von Ankara liegt, fanden die Forscher zahlreiche Hinweise auf Menschenopfer für einen Kult, wie es ihn ansonsten nur bei den Kelten in Europa gab. Zu den Funden gehört neben strangulierten und enthaupteten Menschen auch eine mutmaßliche Familie aus einem etwa vierzig Jahre altem Mann, seiner 35 Jahre alten Frau und ihrem Kind. Manche Opfer wurden von den Kelten offenbar gekocht und aufgegessen, berichtet das Magazin „Archaeology“.
Neben den Menschenopfern fanden die Archäologen aber auch keltisch anmutende Skulpturen, etwa eine Figur mit einem doppelgesichtigem Kopf. Die Kelten dürften im dritten Jahrhundert Gordion erobert haben, jener Stadt, in der Alexander der Große wenige Jahrzehnte zuvor den „Gordischen Knoten“ durchschlagen hatte. Auf den Weg nach Anatolien hatten sich die Kelten weitgehend hellenisiert, weshalb sie archäologisch schwer auszumachen waren. Einige Historiker zogen daher in Zweifel, dass die Galater tatsächlich Kelten waren.
Trotz der Hellenisierung haben die Galater offenbar Jahrhunderte lang ihre keltische Sprache behalten. Noch aus dem vierten Jahrhundert nach Christus wird berichtet, dass die Menschen in Gordion einen ähnlichen Dialekt sprachen wie die Menschen im damaligen Trier.
Andreas Wawrzinek
© wissenschaft.de