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Fingerabdruck statt Zahl: Forscher wollen das Codewort-Chaos beenden

Technik|Digitales

Fingerabdruck statt Zahl: Forscher wollen das Codewort-Chaos beenden
Unerbittlich verlangen Geldautomaten, Mobiltelefone und Computer nach Geheimnummern oder Passwörtern. Doch bei Kombinationen wie „8rJd5A“ werfen viele Menschen schnell das Handtuch – und heften ihre streng geheimen Codes gut sichtbar an EC- Karten oder Monitore. Forscher und Techniker wollen dem Codewort- Chaos ein Ende machen: Ein Fingerabdruck soll Geld aus dem Automaten quellen lassen, ein tiefer (Kamera-)Blick in die Augen Einlass in gesicherte Gebäude gewähren. „Biometrie“ heißt das Zauberwort gegen den Datenmüll, also die Identifikation eines Menschen anhand von einzigartigen Körpermerkmalen.

Das können die Augen sein, die Finger, die Stimme, die Unterschrift oder aber das Gesicht, erklärt Michael Behrens von der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Seit 1999 untersucht der Ingenieur zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Richard Roth, mit Datenschützern und Herstellern in dem Projekt „BioTrusT“ die Zuverlässigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz von biometrischen Erkennungssystemen.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September und dem Sicherheitspaket von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) habe in der Biometrie-Szene die Sicherheit allerhöchste Priorität, sagt Roth. „Aber wir sehen die Verfahren auch als Schlüssel für mehr Komfort.“ Ein „intelligentes Auto“ zum Beispiel könne mit einem Fingerbild- Sensor geöffnet werden, ein Spracherkennungs-System lasse automatisch den Motor anspringen. Auch an der heimischen Wohnungstür sollen Schlösser und Ketten nach dem Willen der Forscher vom „Code am eigenen Körper“ ersetzt werden.

Mit den Tücken der viel versprechenden Verfahren hadern die Wissenschaftler allerdings noch. „Wenn zwei Menschen vor einer Kamera zur Gesichtserkennung stehen, weiß der arme Geldautomat nicht, ob er den vorderen oder hinteren filmen soll“, berichtet Ingenieur Behrens. Auch sei völlig unklar, wie sich das Altern der Haut oder leichte Veränderungen der Stimme auswirkten.

Trotz der „typischen Anfangsprobleme“ rechnet Roth damit, dass sich die Erkennungssysteme in den kommenden zwei Jahren auf dem Markt durchsetzen werden. „Gerade beim Online-Banking und dem Einkaufen im Internet haben biometrische Verfahren große Chancen.“ Viele Menschen scheuten sich schließlich, die Nummer ihrer Kreditkarte im weltweiten Datennetz preiszugeben.

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Mit einer Chipkarte, auf der persönliche Körpermerkmale wie Fingerabdruck oder Stimme gespeichert sind, wollen die Forscher künftig den Warnungen der Datenschützer vor dem „gläsernen Bürger“ Paroli bieten. Ein solcher Ausweis, so klein wie eine EC-Karte, könne jeder wie einen Personalausweis mit sich herumtragen. „Das ist doch der Wunschtraum eines jeden Datenschützers – es gibt keine große Zentraldatei mit allen Datensätzen mehr, und deshalb wird Missbrauch viel schwieriger“, sagt Behrens.

„Wenn Biometrie, dann in dieser Form“, bestätigt Thomas Probst vom Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein, das von Anfang an in das Projekt eingebunden war. Dennoch sehen die Datenschützer die Erkennungssysteme für Finger, Auge und Stimme als ein zweischneidiges Schwert: „Als Zutrittskontrolle kann es gut sein, um gar nicht erst an bestimmte Daten heranzukommen – aber die Kehrseite der Medaille ist natürlich die stärkere Überwachung des Einzelnen.“

Trotz aller Bedenken boomt der Markt für die Biometrie-Produkte: „Heute sind wir im zweistelligen Millionenbereich, in fünf Jahren sollen es allein in Deutschland schon rund 100 Millionen Euro sein“, berichtet Roth über die Umsatzerwartungen. Das „in Europa einzigartige“ Forschungsprojekt wird nach Angaben des Wissenschaftlers mit 1,6 Millionen Mark vom Bundeswirtschaftsministerium finanziert.

Julia Ranniko (dpa)
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