Aus Hanfsamen gewonnenes Öl könnte künftig den Speisezettel bereichern. Wie Wissenschaftler der Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel und Fettforschung (BAGKF) feststellten, erhält Hanföl einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die gut für die Gesundheit sind.
Der Anbau von Hanfpflanzen hat in den letzten Jahren zugenommen. Forscher am BAGKF-Institut für Chemie und Physik der Fette in Münster und an der
Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg untersuchten, ob sich neben den Fasern der Pflanzen künftig auch Öl aus den Samen nutzen lässt. Der Hanfanbau würde damit auf zwei wirtschaftlichen Standbeinen stehen. “Mittlerweile sind neue, früher reifende Sorten in der Entwicklung, durch die die Hanfölgewinnung interessanter geworden ist”, erklärt der Fettforscher Bertrand Matthäus vom BAGKF, der mit seinen Kollegen den Ölgehalt verschiedener Hanfsorten und die Qualität des gewonnen Öls prüfte.
Demnach enthält Hanföl bis zu 80 Prozent Linol- und Linolensäure. Nur Distelöl besitzt einen ähnlich hohen Anteil an essenziellen Fettsäuren, die lebensnotwendig für den menschlichen Organismus sind. Auch das Verhältnis der Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren ist bei Hanföl günstig: Es liegt bei 3:1. Ernährungswissenschaftler empfehlen 4:1. Zudem enthält das Öl seltenere, für den menschlichen Stoffwechsel wichtige Fettsäuren wie Gamma-Linolensäure und Stearidonsäure sowie krebshemmende Phytosterine, die den Cholesterinspiegel günstig beeinflussen.
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren vertragen keine extreme Hitze, was Hanföl zum Kochen ungeeignet macht. Sie eignen sich aber für die kalte Küche. Wer seinen Salat mit Hanföl anmacht, muss keinen Rausch befürchten: Der rauscherzeugende Inhaltsstoff ist aus den Hanfsorten, die heute angebaut werden, weitestgehend herausgezüchtet, so Matthäus.
Almut Bruschke-Reimer