Werden Wirbeltiere von Mikroorganismen angegriffen, bilden sie spezifische Antikörper, die die Eindringlinge bekämpfen. Diese Antikörper werden von den Müttern an den Nachwuchs weitergegeben, der dadurch gegen diesen speziellen Krankheitserreger immun ist. Insekten bilden zwar keine Antikörper, aber dennoch ist das Immunsystem von jungen Hummeln, die in einer von Mikroorganismen befallenen Hummelkolonie zur Welt kommen, bereits gestärkt, stellten Yannick Moret und Paul Schmid-Hempel von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich in der Schweiz bei Untersuchungen der Immunabwehr von dunklen Erdhummeln (Bombus terrestris) fest.
Sie injizierten den Arbeiterinnen in einem Hummelstaat eine Lösung von Lipopolisacchariden die sie aus Bakterien extrahierten. Diese Lipopolysaccharide rufen bei den Hummeln eine Immunabwehr hervor und sie produzieren dann unter anderem ein Enzym, das eine für die Mikroorganismen tödliche Substanz produziert.
Im Spätsommer untersuchten die Forscher dann die Immunabwehr der frisch geschlüpften männlichen Hummeln. Auch bei ihnen stellten sie eine erhöhte Immunabwehr fest, obwohl ihnen die Lösung nicht injiziert worden war. Wie diese erhöhte Immunabwehr auf die männlichen Hummeln übertragen wird ist bisher unbekannt.
Sie ist aber durchaus sinnvoll: die männlichen Hummeln überwintern nicht und ihr Fortpflanzungserfolg hängt daher von ihrem kurzen Leben nach ihrer Geburt ab. Da sie jetzt mit einem gestärkten Immunsystem zur Welt kommen erhöht sich so auch ihre Überlebenschance. Die Studie erschien im Wissenschaftsmagazin Nature (Vol. 414, S. 506).
Ralf Möller
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