Wissenschaftler am Brigham and Women’s Hospital in Boston schleusen mit Ultraschall Medikamente durch die Blut-Hirn-Schranke. Dabei bringen sie mit einem gezielten Ultraschallstrahl kleine Fettbläschen, die die Wirkstoffe enthalten, an gewünschter Stelle zum Platzen. So entsteht in der Blut-Hirn-Schranke, der Schutzschicht, die üblicherweise große Moleküle davon abhält, vom Blutkreislauf in das Gehirn zu gelangen, ein winziges Loch, durch das die Medikamente in das Gehirn gelangen. Die Wissenschaftler stellten ihr Studie auf dem Jahrestreffen der Acoustical Society of America in Fort Lauderdale, Florida, vor.
Bei Medikamenten gegen neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson, Epilepsie und Schizophrenie hindert die Blut-Hirn-Schranke oft deren Vordringen ins Gehirn. Sie hält Forscher davon ab, große Medikamentenmoleküle einzusetzen. Bei kleinen Molekülen besteht jedoch das Problem, dass sie sich überall im Gehirn verteilen, und so können kleine Moleküle, die für eine Hirnregion bestimmt sind, in einem anderen Gebiet unerwünschte Nebenwirkungen verursachen.
Die Wissenschaftler um Kullervo Hynynen fanden heraus, dass ein schwacher Ultraschallstrahl eine beliebige Blase, auf die er gerichtet ist, vibrieren und platzen lassen kann – so entsteht ein winziges Loch in der Blut-Hirn-Schranke. Das Loch schließt sich innerhalb der nächsten Tage wieder. Die Blasen könnten mit jedem beliebigen Medikament gefüllt werden. Es würde nur eine geringe Dosis des Medikaments benötigt. „Die Medikamentenmoleküle wären, wenn sie aus der Zielregion heraus diffundieren sollten, schwach konzentriert“, sagt Ferenc Jolesz vom Brigham and Women’s Hospital. Jolesz arbeitet gegenwärtig an der Umsetzung, kleine Dosen eines Toxins zu den nicht richtig funktionierenden Neuronen, die Epilepsie verursachen, zu bringen, ohne dabei andere gesunde Neuronen zu töten.
Nicole Waschke