Bei Säugetier-Weibchen wird ein X-Chromosom schon früh in der Entwicklung inaktiviert, um eine Überdosierung seiner Genprodukte zu verhindern. Jetzt haben Wissenschaftler der Harvard Medical School in Boston herausgefunden, wie Zellen ein Chromosom für die Inaktivierung auswählen. Das Eiweiß “CTCF”, das normalerweise die Aktivität verschiedener Gene regelt, klammert sich an das X-Chromosom, das aktiv bleiben soll, berichten die Forscher um Wendy Chao in der Online-Ausgabe der Zeitschrift “Science”.
CTCF löst eine ganze Kette von biochemischen Reaktionen aus. So stimuliert es das Gen Tsix, dessen Produkt eine Inaktivierungsregion auf dem aktiven Chromosom blockiert. Erst wenn diese ausgeschaltet ist, kann das Chromosom seine Arbeit aufnehmen. Bei dem inaktiven X-Chromosom verhindert hingegen eine Methylierung bestimmter DNA-Regionen die Anlagerung von CTCF, fanden die Forscher.
Bei Männern stellt sich dieses Problem nicht. Ihre Geschlechtschromosomen X und Y können beide aktiv bleiben, da Y nur wenige Gene enthält.
Brigitte Kranz
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