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Kinder nehmen alles wortwörtlich ? Erst Erwachsene erkennen die Bedeutung von Metaphern

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Kinder nehmen alles wortwörtlich ? Erst Erwachsene erkennen die Bedeutung von Metaphern
Tante, wo hast du denn heute deinen Senf gelassen? ? “Welchen Senf, mein Kind?” ? “Papa sagt, du gibst immer deinen Senf dazu.” ? Mit solchen Bemerkungen können die lieben Kleinen die Erwachsenen mitunter sehr in Verlegenheit bringen. Doch Kinder machen das nicht absichtlich. Wie Psychologen der Ohio State University herausgefunden haben, ist es geradezu ein Kennzeichen kindlicher Sprachentwicklung, zunächst alles wörtlich aufzufassen. Ihre Forschungsergebnisse haben sie in der Zeitschrift “Journal of Psycholinguistic Research” veröffentlicht.

Das Forscherteam um Gerald Winer legte zwei Gruppen von Versuchspersonen simple Fragen des Typs “Kann man mit den Ohren sehen?” vor. Die eine Gruppe waren Schulkinder aus der dritten und fünften Klasse, die anderen Gruppe waren Studenten. Die Kinder beantworteten alle Fragen nach ihrem wortwörtlichen Sinn. Die Studenten hingegen fassten manche Fragen auch als Metapher auf. So schrieb ein Student auf die Frage “Kann man mit der Nase hören?” als Antwort “Man kann manchmal Ärger riechen”. Andere Studenten suchten auch nach einem Kontext, in dem die Frage einen Sinn hätte. So schrieb einer auf die Frage, ob man mit den Augen hören könne: “Es wäre möglich, wenn man zum Beispiel einen Hund bellen sieht, ohne dass man ihn auch hört.”

“Diese Ergebnisse passen zu einer Theorie über Logik und Konversation, die annimmt, dass Erwachsene, die miteinander sprechen, nicht auf die wörtliche Bedeutung einer Botschaft reagieren, sondern auf das, von dem sie glauben, dass es gemeint ist,” erklärt Winer. “Wenn ich meinen 18-jährigen Neffen frage ‘Kannst du mir das Salz reichen?’, dann sagt er nicht ‘Ja, ich kann dir das Salz reichen’, sondern er nimmt schon an, dass ich ihn mit der Frage bitte, mir das Salz zu reichen.” Kinder hingegen tendieren bis zu einem gewissen Alter dazu, solche Fragen wörtlich zu nehmen und wörtlich darauf zu antworten. Der Zeitpunkt, an dem Kinder aufhören, alles wörtlich zu verstehen, könnte ? so der Forscher ? als ein wichtiger Schritt in ihrer Entwicklung angesehen werden.

Bei der Theorie über Logik und Konversation, auf die Winer anspielt, handelt es sich um die so genannten Grice’schen Konversationsmaximen, die der Kommunikationswissenschaftler H.Paul Grice vor etwa 25 Jahren entdeckt hat. Es handelt sich dabei um Regeln, die in sozialen Kommunikationen unbewusst wirksam seien, zum Beispiel “Gestalte deinen Beitrag zum Gespräch so informativ, wie es für den Zweck des Gesprächs erforderlich ist, aber nicht informativer, als es erforderlich ist.” Diese Konversationsmaximen hat Grice jedoch noch ohne Beachtung der Kindersprache herausgearbeitet.

Doris Marszk
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