Ein Gen, das Pflanzen an den vergangenen Winter „erinnert“, haben Wissenschaftler des John Innes Centre im britischen Norwich gefunden. Das „VRN2“ genannte Gen lässt die Ackerschmalwand im Frühling zum richtigen Zeitpunkt erblühen, berichten Caroline Dean und ihre Kollegen im Fachmagazin Cell.
Der Blütezeit muss bei Pflanzen wie der Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) eine Kälteperiode vorausgehen, die so genannte Vernalisation. Während dieser Wochen im Winter geht die Aktivität eines „FLC“ genannten Gens stark zurück. Dieses Gen bremst bei den Pflanzen die Entwicklung von Blüten. Erlöst von dieser Genbremse beginnt die Pflanze einige Wochen nach der Vernalisation zu blühen.
Das neu entdeckte VRN2-Gen spielt bei dieser Vernalisation eine entscheidende Rolle, fanden die Wissenschaftler heraus: Es hält das FLC-Gen in dem durch die Kälte ausgelösten inaktiven Zustand fest, wenn die Temperaturen im Frühling wieder steigen. Dadurch verhindert es, dass FLC seine Arbeit als Bremse für die Bildung von Blüten wieder aufnimmt.
„Das VRN2-Gen ist zwar selbst nicht kälteempfindlich. Es erlaubt jedoch der Pflanze, sich an die vorhergehende Kälte zu erinnern“, erläutert Caroline Dean. Das Gen VRN2 habe Ähnlichkeit mit einem Gen, das auch bei Fruchtfliegen als „chemisches Gedächtnis“ diene.
Ulrich Dewald