Der Sternschnuppensturm der Leoniden bedroht nach Angaben des Raumfahrtexperten Walter Flury am Wochenende die milliardenschwere Armada der Satelliten. Besonders gefährdet seien Geräte wie das Hubble-Teleskop oder der europäische Röntgen-Satellit XMM-Newton, sagte Flury vom Europäischen Raumfahrt-Kontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt in einem dpa-Gespräch. Allerdings könnten die Betreiber ihre Satelliten mit einigen Vorsichtsmaßnahmen schützen.
Die Astronomen rechneten in diesem Jahr am 17. und vor allem am 18. November mit einem besonders starken Auftreten der Leoniden, führte Flury aus. Ursache sind Wolken winziger Kometenbruchstücke im All, die die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne kreuzt. Der Meteorsturm ist vor allem von Amerika und Asien aus zu beobachten. Da die Sternschnuppen alle aus einer Richtung kämen, könnten die rund 700 Satelliten auf die Gefahr eingestellt werden. “Das Hubble-Teleskop etwa wird ihnen einfach seinen unempfindlicheren Rücken zudrehen”, erklärte Flury. “Auch die anderen Satelliten werden so ausgerichtet, dass sie möglichst wenig Angriffsfläche bieten.”
Die Gefahr, dass die sandkorngroßen Partikel die Metallhaut der Satelliten durchschlagen, sei sehr gering. Dafür bereitet Flury eine andere Reaktion Kopfzerbrechen: “Die Teilchen fliegen mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Sekunde. Wenn sie auf den Satelliten treffen, verdampfen sie und können elektrischen Strom leiten. Dadurch kann es zu Kurzschlüssen kommen.” Die internationale Raumstation ISS ist nach Angaben von Flury nicht gefährdet: “Sie besitzt einen Schutzschild, der Teilchen im Durchmesser bis zu zwei Zentimetern abfangen kann.”
Nach Einschätzung des Raumfahrtexperten haben die vier jährlich wiederkehrenden Sternschnuppenströme bislang erst einen Satelliten ausgeschaltet. Nach Ansicht von Flury kann die Raumfahrt mit dem Naturereignis der Kometenstaubwolken gut leben. Von ihnen gehe weniger Gefahr aus als vom Menschen gemachten Weltraumschrott, der die Erde umkreise. “Im Gegensatz zu den Sternschnuppen wissen wir bei diesen Teilen nie, wann und aus welcher Richtung sie kommen.”
dpa