Dass mäßiger Alkoholkonsum das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, ist durch mehrere Studien belegt. Jetzt gingen amerikanische Wissenschaftler des National Institute on Aging in Baltimore der Frage nach, warum das so ist. Sie untersuchten den Einfluss von Alkohol auf die Elastizität der Blutgefäßwände. Danach verzögert ein Gläschen Wein pro Tag die mit dem Alter zunehmende Verhärtung der Arterien. Die Forscher präsentierten die Ergebnisse ihrer Studie auf einer Tagung der American Heart Association .
Die Studie umfasste 563 Personen im Alter zwischen 20 und 90 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 60 Jahren. Mithilfe von Ultraschall bestimmten die Wissenschaftler den Durchmesser der Kopfarterie und ermittelten den Blutdruck der Testpersonen. Daraus ergab sich ein Maß für die Verhärtung der Arterienwände. Aufgrund ihres Alkoholkonsums wurden die Studienteilnehmer in die vier Gruppen Abstinenzler, Gelegenheitstrinker, gemäßigte und starke Trinker eingeteilt. In allen Altersgruppen schnitten die gemäßigten Trinker am besten ab. Wer pro Woche ein bis zehn Glas Wein oder die gleiche Alkoholmenge in anderer Form zu sich nahm, beugte der Arterienverhärtung am wirkungsvollsten vor. Die Art des alkoholischen Getränks spielte dabei keine Rolle.
„Die Verhärtung der Arterien nimmt mit dem Alter auf jeden Fall zu, aber die Zunahme ist bei Menschen mit mäßigem Alkoholkonsum weniger steil“, sagte Jerome Fleg auf der Tagung. Weitere Studien müssen zeigen, ob ein veränderter Alkoholkonsum oder eine medikamentöse Behandlung mit gleicher Wirkung auf die Blutgefäße das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Trotz des nachgewiesenen positiven Effekts sollten, so Fleg, Abstinenzler nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt zum Alkohol greifen.
Joachim Czichos