Hausratten, die schon fast als ausgestorben galten, sind in Deutschland wieder auf dem Vormarsch. Das hat Heike Endepols vom Zoologischen Institut der Universität Köln im Rahmen einer Studie herausgefunden. Ihre Untersuchung fasst alle Nachweise der Hausratte seit den 80er Jahren zusammen.
Seit den 90er Jahren tauchen die Nager immer häufiger in großen Städten entlang des Rheins und Mains auf. Gesichtet wurden sie zum Beispiel in Köln, Düsseldorf, Hanau und Würzburg. Im Süden besiedeln sie inzwischen das Bodenseegebiet. Bevorzugte Reviere sind Binnenhäfen, Getreidemühlen- und silos. Schädlingsbekämpfer beobachten Ratten nur selten, da ihr Tagesrhythmus von dem der Menschen abweicht. Endepols geht daher davon aus, dass Hausratten in Deutschland inzwischen wieder häufiger vorkommen, als vermutet.
Im Gegensatz zu ihren Verwandten, den Wanderratten, sind Hausratten empfindlich gegen Nässe und Kälte. Die Tiere schlüpfen daher gerne in landwirtschaftlichen Gebäuden unter. In den großen ostdeutschen Schweinemastbetrieben hausten noch in den 80er Jahren bis zu 10.000 Ratten, die dort gute Nistmöglichkeiten und ausreichend Futter fanden. Als die Betriebe moderner und kleiner wurden, verschwanden auch die Ratten. In zahlreichen Bundesländern stehen sie inzwischen auf der “Roten Liste gefährdeter Säugetiere”.
Almut Bruschke-Reimer