Außerdem sollten Studenten ein für Laien schwer erträgliches Videos über ein chirurgisches Verfahren anschauen. In beiden Fällen ertrugen die Studenten akuten, nicht chronischen Stress. Mit der Gedächtnisaufgabe mussten sie sich aktiv beschäftigten, während sie dem Video passiv ausgesetzt waren.
Um die Auswirkung von aktiver und passiver Stressbewältigung auf das Immunsystem zu untersuchen, ermittelten die Wissenschaftler die Konzentration bestimmter Abwehrproteine, der sogenannten Immunglobuline, im Speichel der Testpersonen. Diese Proteine bilden die erste Verteidigungslinie, die Krankheitserreger überwinden müssen, bevor sie in den Körper eindringen können.
Bosch und seine Kollegen fanden heraus, dass die Gedächtnisaufgabe eine Zunahme der Konzentration eines wichtigen Immunfaktors, des secretory immunuglobulin A oder „SIgA“, im Speichel verursachte. Das Video hatte die entgegengesetzte Wirkung, es senkte die SIgA-Konzentration im Speichel. „Es scheint, dass der Stress durch die Beschäftigung mit der Gedächtnisaufgabe das Immunsystem der Testpersonen aktivierte, während der passiv zu bewältigende Stress beim Anschauen des Videos das Immunsystem hingegen herunter regelte oder schwächte“, so Bosch. Unklar sei jedoch , welche Vorgänge im Körper diese unterschiedlichen Effekte hervorriefen.