Vollkommen unerwartet haben Wissenschaftler der Cornell University in Ithaca ein Verfahren entdeckt, mit dem sich exakte Innenansichten von Fliegen und anderen Insekten offenbaren. Mit einer speziellen Anordnung von hauchdünnen Drähten, durch die die Forscher einen starken elektrischen Strom von rund 100.000 Ampère schickten, konnten sie Röntgenstrahlung erzeugen, die gut zum Durchleuchten kleiner Objekte geeignet ist.
Mit diesem Experiment, dass im Hochvakuum abläuft, wollten die Wissenschaftler eigentlich ein Verfahren zur Plasmaerzeugung für einen zukünftigen Fusionsreaktor testen. Und tatsächlich entstand bei dem extremen Stromfluss durch die gekreuzten Drähte (X-Pinch), die quasi explodierten, in Sekundenbruchteilen eine Wolke aus ionisierten Teilchen, das so genannte Plasma. Die Röntgenstrahlung, die diese Ionengaswolke aussandte, war anfangs nur ein Nebeneffekt.
Nachdem die ersten Aufnahmen keine gute Qualität zeigten, verfeinerten die Wissenschaftler die Technik so weit, dass die Röntgenbilder von Fliegen klare Strukturen wie Haare mit einem Durchmesser von weniger als einem Tausendstel Millimeter zeigten. In Zusammenarbeit mit den Tiermedizinern der Cornell University wollen die Forscher nun klären, ob die neue Röntgentechnik in der Medizin oder Biologie eingesetzt werden könne.
Jan Oliver Löfken