Während die Antiseren gegen CXCL 9 ohne Wirkung blieben, waren die CXCL-10-Antikörper ein sensationeller Erfolg: Der Zerfall der Markscheiden konnte erheblich verlangsamt werden. Darüber hinaus baute sich sogar neue Myelinsubstanz auf. Das hatte zur Folge, dass sich die neurologischen Funktionen der Tiere auf ganz dramatische Weise wieder erholten: Zum Beispiel konnten zuvor gelähmte Mäuse plötzlich wieder laufen.
Die positiven Effekte hielten bedauerlicherweise aber nur wenige Tage an. Die kalifornische Arbeitsgruppe führt dies darauf zurück, dass die zur Therapie eingesetzten Antikörper von Kaninchen stammten. Deswegen sei es wahrscheinlich, dass die Antiseren in den Mäusen eine Immunreaktion hervorgerufen hätten, durch die sie neutralisiert wurden. Thomas Lane’s Team wiederholt die Versuche aus diesem Grund gerade mit modifizierten Antikörpern.
Richard Ransohoff, Fachmann auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose und der Chemokine vom Lerner Research Institute in Cleveland, Ohio bezeichnete die Experimente der kalifornischen Kollegen als richtungweisend. Allerdings müsse man erst noch herausfinden, ob die Ergebnisse sich auch auf den Menschen übertragen ließen. Außerdem mahnte Ransohoff, mit Chemokinen sorgfältig umzugehen: „Diese Substanzen erhalten notwendige Immunfunktionen aufrecht. Deswegen darf man sie nicht vollständig eliminieren.“
Die Multiple Sklerose ist eine Entmarkungskrankheit des Zentralen Nervensystems, die bisher noch nicht heilbar ist. Dadurch dass die Markscheiden der Nervenfasern zerstört werden, verlieren sie ihre Funktionsfähigkeit, was zu immer stärkeren neuronalen Ausfällen und letztlich zum Tod führt.