Die Baukosten von rund 80 Millionen US-Dollar (170 Mio. DM/86,8 Mio. Euro) teilen sich das mexikanische Nationale Institut für Astrophysik, Optik und Elektronik (INAOE) in Tonantzintla bei Puebla (125 Kilometer östlich von Mexiko-Stadt) und die Universität von Massachusetts in Amherst (USA). Auch Astronomen in anderen Ländern wollen das neue Fenster zum All nutzen.
So möchten etwa Forscher des Max-Planck-Institut für Radioastronomie bei Bonn das LMT mit ihren Instrumenten zu einem virtuellen Riesenteleskop zusammenschalten, wie es auch bereits mit anderen Observatorien funktioniert. „Für diese Interferometrie im Millimeterwellenbereich ist das LMT enorm interessant“, urteilt der Bonner Radioastronom Anton Zensus. Auf diese Weise könnten beispielsweise hochdetaillierte Karten von aktiven Galaxienkernen entstehen.
Radioteleskope machen sich zu Nutze, dass alle Materie im All elektromagnetische Schwingungen aussendet. Dabei hat jedes Atom oder Molekül eine so spezifische Wellenlänge, dass man von einer Art „Fingerabdruck“ des Elementes sprechen kann. So können die Wissenschaftler beispielsweise erkennen, ob die Strahlung von einem Kohlenmonoxydmolekül oder einem Wasserstoffatom stammt.
„Gerade bei der Bildung neuer Sterne, einem der großen Rätsel der Astronomie, entsteht der größte Teil der Strahlung im Millimeterbereich“, erläutert der in Mexiko forschende niederländische Astronom Elias Brinks den Wert von Millimeterteleskopen. Deren Bau erfordere aber besondere Präzision. So müssen beispielsweise die 180 Kohlenstofffaser-Segmente, aus denen die Antenne zusammengesetzt wird, auf 15 Mikrometer genau gefertigt werden. Das Verfahren dazu wurde von einer Firma in San Diego (US- Staat Kalifornien) entwickelt, aber hergestellt werden sie von einem mexikanischen Partner. Denn das LMT-Projekt soll auch dem Technologietransfer dienen.
Die Präzision der Teile ist nicht die einzige Schwierigkeit beim Bau des LMT. Ein Weg auf den Gipfel musste erst gebahnt werden. Einige Kurven sind noch zu entschärfen, bevor die Stahlträger des Außengestells der Antenne und das vier Tonnen schwere Kugellager hinaufgebracht werden können. Dort oben, hoch über Kieferwäldern und Maisfeldern, Agavenhainen, Blumenauen und Kakteensteppen, gibt es bisher auch noch keinen Stromanschluss. Die Arbeiter müssen jeden Abend ins 2700 Meter hohe Atzintzintla hinuntergefahren werden, denn auf 4500 Metern Höhe schläft es sich schlecht. Doch der nächtliche Sternenhimmel ist dort auch mit bloßem Auge überwältigend.