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Wo Feinde nützlicher als Freunde sind

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Wo Feinde nützlicher als Freunde sind
Manchmal ist es sinnvoll, den persönlichen Gegner mehr zu fördern als den engen Freund. Dies gilt vor allem bei Entscheidungen über die Aufnahme neuer Mitglieder in einen Klub oder eine Gesellschaft. Man hat bei solchen Wahlen nämlich zu überlegen, ob der persönliche Freund nicht etwa auch der Freund des Gegners ist. Man muss auch im Blick haben, ob man sich mit der Wahl des Feindes nicht Freunde im Lager der Feinde schaffen könnte. Von Prozessen dieser Art haben nun spanische Forscher ein mathematisches Modell entwickelt, das sie in der Zeitschrift „Games and Economic Behavior“ veröffentlicht haben.

Die Aufnahme eines neuen Mitglieds ist in manchen Institutionen davon abhängig, dass es von den dort schon etablierten Personen per Abstimmung gewählt wird. Die Mitglieder der Royal Society in Großbritannien beispielsweise werden auf diese Weise bestimmt. Nun sollte man eigentlich denken, dass jede/r der Wahlmänner oder -frauen immer jemanden wählt, der oder die mit ihm oder oder ihr mehr oder weniger befreundet ist. Falls einem das potenzielle neue Mitglied nicht persönlich bekannt ist, würde man es daraufhin beurteilen, ob es ein potenzieller Freund oder ein potenzieller Gegner ist.

Das Team um Salvador Barbera von der Universitat Autonoma in Barcelona hat nun mit Hilfe der so genannten Spieltheorie gezeigt, dass es durchaus sinnvoll sein kann, einen tatsächlichen oder potenziellen Gegner statt eines nahe stehenden Menschen zu wählen. Es ist nämlich davon auszugehen, dass sich ein Klub oder eine Gesellschaft selten in einem absoluten Gleichgewicht der Sympathien befindet.

Die Mitglieder einer Institution sind ja wiederum früher auf Grund bestimmter Überlegungen gewählt worden und nicht deshalb, weil sie alle miteinander befreundet wären. Darum muss bei jeder neuerlichen Wahl in Betracht gezogen werden, was man gewinnt, wenn man eine Person wählt oder ablehnt. Ein wichtiges Motiv, einen Gegner zu wählen, kann sein, dass man weiß, dieser Mensch wäre der Wunschkandidat anderer Gruppierungen im Klub. Würde man selbst diesen Kandidaten auch unterstützen, könnte man sich gewisse Sympathien bei eben dieser Gruppierung sichern. Diese Sympathien könnte man dann später nutzen, um andere Interessen durchzusetzen.

Barbera und seine Kollegen haben in ihrem Modell auch den Fall angenommen, dass die Aufnahme eines neuen Mitglieds nur von der Fürsprache eines Einzelnen abhängt. Auch hier kann es nach den Analysen der Forscher vorkommen, dass sich jemand zum Fürsprecher einer Person macht, die eigentlich ein persönlicher Gegner ist. Sie ziehen daraus den Schluss, dass wenn sogar in so einem Fall eine Motivation besteht, einen persönlichen Gegner in eine Institution hineinzubringen, es in komplexeren Wahlsituiationen erst recht geschieht.

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