Die Wissenschaftler gingen in ihrem Experiment von der Hypothese aus, dass die Testpersonen das „bedrohliche“ Bild einer Spinne oder einer Schlange inmitten von Blumen- oder Pilzbildern schneller erkennen können, als das „harmloses“ Bild einer Blume oder einem Pilz inmitten von Spinnen- oder Schlangenbildern. Ihre Hypothese wurde bestätigt: die Testpersonen entdeckten die „bedrohlichen“ Einzelbilder wesentlich schneller als die Einzelbilder von den Blumen oder Pilzen. Sie vermuten, dass die Menschen im Laufe der Evolution so geprägt wurden, dass sie diese potenziell lebensbedrohlichen Tiere blitzschnell in ihrer Umgebung erkennen und dadurch meiden können.
Allerdings wurde dieses Experiment nur mit Bildern durchgeführt und die Testpersonen fühlten sich möglicherweise gar nicht durch diese bedroht. Daher führten die Wissenschaftler ein zweites Experiment mit ihren Bildern durch – doch diesmal wählten sie Testpersonen mit einer Spinnen- oder Schlangenphobie, die sich auch vor den Bildern fürchteten. Diese Testpersonen entdeckten die „bedrohlichen“ Schlangen- und Spinnenbilder noch schneller. Dieses Ergebnis war nicht unerwartet, es bestätigt klinische Untersuchungen aus denen hervorgeht, dass Menschen, die unter einer Phobie leiden, oft ihre Umgebung nach dem von ihnen gefürchteten Objekt absuchen. Durch ihr Angstgefühl wird ihre Aufmerksamkeit verstärkt und so fielen ihnen die Spinnen- und Schlangenbilder noch schneller auf.
Ob sich diese gesteigerte Wahrnehmungsfähigkeit tatsächlich während der Evolution des Menschen entwickelte ist schwer nachzuweisen – schliesslich gibt es keine Fossilien, mit denen diese Hypothese zu beweisen wäre. Ausserdem wies Richard McNally, von der Harvard University in Cambridge, gegenüber National Geographic darauf hin, dass nur 0,1 Prozent der 35.000 verschiedenen Spinnenarten giftig sind. Daher ist unklar, ob es für die Menschen tatsächlich lebenswichtig war, Spinnen möglichst schnell wahrnehmen zu können.