Forscher von zwei amerikanischen Biotech-Firmen haben den genetischen Code des Temperatur-Rekordhalters entziffert: Das Bakterium fühlt sich bei 106 Grad Celsius am wohlsten, hält aber bis zu 113 Grad aus. Von der Entschlüsselung erhoffen sich die Forscher viele Anwendungen: Enzyme für die pharmazeutische, chemische sowie die Agrarindustrie, die auch bei hohen Temperaturen den Dienst nicht quittieren.
Das Bakterium Pyrolobus fumarii gedeiht bei Temperaturen zwischen 90 und 113 Grad Celsius. Mit etwa 106 Grad Celsius hat es das höchste Temperaturoptimum aller Organismen. In weniger als einem Jahr hat man bei den Firmen Diversa und Celera den genetischen Code der Mikrobe entschlüsselt. Diversa wurde vor sieben Jahren von dem Regensburger Mikrobiologen Karl Stetter und Partnern in San Diego gegründet.
Die hohe Temperatur, bei der die Bakterien existieren, lässt vermuten, dass auch deren Eiweiße extrem hitzestabil sind. Für derartige thermostabile Enzyme gibt es zahlreiche Einsatzfelder: Zum Beispiel eignen sie sich, um Tierfutter leichter verdaulich zu machen oder um schwermetallhaltige Katalysatoren, die die chemische Industrie verwendet, zu ersetzen.
Karl Stetter ist ein Pionier in der Erforschung von Mikroorganismen, die unter Extrembedingungen leben. Pyrolobus fumarii holte er mit einem U-Boot vom Grund des Atlantiks aus über 3.500 Metern Tiefe. Er entdeckte das Bakterium am Rande eines “Black Smoker”. “Schwarze Raucher” sind hydrothermale Erdspalten auf dem Meeresboden. Aus ihnen schießt kochend heißes Wasser, das schwefelhaltige Mineralteile aus der Erdkruste schwarz färben.
Dr. Sebastian Messerschmid