Obwohl die Versuchsteilnehmer wussten, dass es sich um eine künstliche Stimme handelte, schrieben sie ihr Charaktereigenschaften zu. Ob sie die Stimme sympathisch fanden und ihr vertrauten, hing im Wesentlichen davon ab, ob die Stimme ihrem eigenen Typ entsprach. Die Versuchspersonen waren zuvor auf Grund von Persönlichkeitstests als extrovertiert oder introvertiert eingestuft worden. Es zeigte sich, dass die Extrovertierten eher den extrovertierten Stimmen vertrauten und umgekehrt.
In einem zweiten Experiment mit 80 Versuchspersonen hatten nicht nur die Stimmen, die einen Text sprachen, einen individuellen Charakter, sondern auch der Text wurde mit dem Ausdruck und der Betonung gesprochen, die ihm vom Inhalt her zukamen. In diesem Fall ging es um eine fingierte Auktion im Internet. Obgleich in diesem Fall nicht nur die Versuchsleiter, sondern auch die Stimmen darauf hinwiesen, dass sie nicht menschlich seien, gaben die Versuchspersonen an, Stimmen mit bestimmten „persönlichen“ Merkmalen für vertrauenswürdig zu halten. Je besser der Ausdruck, mit dem der Text gelesen wurde, und der Charakter der Stimme zusammenpassten, desto positiver wurde beides bewertet.
In ihrer Forschung sehen Nass und Lee wertvolle Erkenntnisse für eCommerce. Würden Internet-Firmen in die Ausgestaltung der künstlichen Stimmen auf ihrer Web-Site investieren, könnten sie möglicherweise ihre Produkte noch überzeugender anbieten. Überdies werden – den Forschern zufolge – künstliche Stimmen im Internet an Bedeutung gewinnen. Nicht zuletzt weil die Menschen immer älter werden, wird es immer mehr sehbehinderte Menschen geben, die das Internet nutzen. Sie werden für alle Funktionen dankbar sein, die sie ohne Augenanstregung nutzen können.