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Rettungsaktion für einzigartiges Afghanistan-Archiv angelaufen

Geschichte|Archäologie

Rettungsaktion für einzigartiges Afghanistan-Archiv angelaufen
Abseits vom großen Weltgeschehen dieser Tage kämpft ein amerikanisch-pakistanisches Wissenschaftler-Team um den Erhalt einer einzigartigen Quelle zur jüngsten Geschichte Afghanistans. Das Afghan Media Resource Center (AMRC) in Peschawar (Pakistan), das Tausende von Video- und Tonbändern sowie Foto-Negative aus dem Afghanistan-Krieg von 1987 bis 1992 beherbergt, ist bedroht durch sengende Hitze und Staub, die die Materialien beschädigen könnten. Ein Afghanistan-Experte des Williams College, der von dem bedrohten AMRC hörte, hat den Archivaren angeboten, bei der Digitalisierung der Materialien zu helfen. Seit Sommer 2000 hat man etwa 3.000 Bilder und 700 Stunden Videofilm digitalisiert.

Etwa 3.000 Stunden Videofilm, 100.000 Negative und Dias sowie 1.600 Stunden Tonband hat das „Afghan Media Resource Center“ aus der Zeit des Krieges und Bürgerkrieges in Afghanistan 1987 bis 1992 gesammelt. Ein einzelner Mensch bräuchte allein zum Ansehen dieser Materialien 10 Monate. Und das ist noch knapp gerechnet, denn er müsste 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche die Bilder ansehen.

Im Jahre 1987 standen die Sowjets bereits kurz vor der Aufgabe im Afghanistan-Krieg, der Ende 1979 mit einem Einmarsch sowjetischer Truppen begonnen hatte. Ziel der Invasion war die Etablierung eines sozialistischen Regimes im Sinne Moskaus, das von der islamischen Opposition und auch weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt worden war. Nach verlustreichen Kämpfen wurde im April 1988 das Genfer Abkommen zwischen Afghanistan, Pakistan, der Sowjetunion und den USA geschlossen, und bis Mai 1989 verließen die sowjetischen Soldaten das Land. Danach begann ein Bürgerkrieg zwischen den nie völlig einig gewesenen Gruppierungen und religiösen Richtungen. Im Kampf um die einzelnen afghanischen Provinzen haben die radikalislamischen Taliban zur Zeit etwa 90 Prozent des gesamten Territoriums unter ihrer Kontrolle. Die übrigen 10 Prozent werden von einer etwas weniger islamisch ausgerichteten Oppositionsregierung beherrscht, dessen Haupt der kürzlich ermordete Ahmad Schah Massoud war.

„Das AMRC-Archiv ist eine einzigartige Quelle“, sagt David B. Edwards, Afghanistan Experte vom Williams College. „Es ist die umfangreichste Materialsammlung, die es im Zusammenhang mit dem Krieg um Afghanistan gibt und eine der besten Sammlungen über eine Guerillabewegung überhaupt. Auf den Videos und Fotos sehen wir die Entstehung des Talibanregimes und gewinnen Einsicht in die sich entwickelnde Rolle der Araber, die ursprünglich nach Afghanistan gekommen sind, um gegen die Sowjetunion zu kämpfen und die dann den islamischen Dschihad in die muslimische Welt exportierten.“

Doch dort, wo sich das Archiv befindet, im pakistanischen Peschawar, ist es nicht sicher. Nicht nur, weil das Land politisch instabil ist, sondern vor allem, weil hier im Sommer Temperaturen von bis zu 49 Grad Celsius herrschen können. Als Edwards Anfang 2000 von der Situation des AMRC hörte, beschloss er zu handeln und bot dem Direktor des Archivs, Haji Daud, an, Angestellte des Archivs in der Digitalisierung der Film- und Foto-Dokumente auszubilden. Dabei geht jeweils eine Kopie der digitalisierten Materialien auch an Edwards. Wenn es gelingt, genügend finanzielle Unterstützung zu bekommen, wird das Projekt voraussichtlich im Jahr 2003 abgeschlossen sein.

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Weitere Informationen: Zeittafel zum Afghanistan-Krieg im Internet.

Doris Marszk
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