Das von Bakterien gebildete Botulismustoxin, eines der wirksamsten natürlichen Gifte überhaupt, ist Ausgangssubstanz für die Entwicklung neuer medizinischer Wirkstoffe. Eine chemisch modifizierte Form dieses Neurotoxins wurde jetzt im Tierversuch erfolgreich zur Schmerztherapie eingesetzt. Das berichteten britische Wissenschaftler auf der Jahrestagung der British Association for the Advancement of Science in Glasgow.
Es ist uns gelungen, das Toxin so zu verändern, dass es die Funktion Schmerz leitender Nervenfasern für einige Wochen blockiert, sagte Keith Foster vom
Centre for Applied Microbiology Research in Porton Down. Es könne, so Foster, zur Schmerzbehandlung bei Krebs oder Rückenmarksverletzungen eingesetzt werden. Dazu wird es entweder direkt in die schmerzende Stelle des Körpers oder ins Rückenmark injiziert. Bei Ratten war eine einmalige Behandlung einige Wochen lang wirksam. Bevor unter chronischem Schmerz leidende Patienten von der Neuentwicklung profitieren können, werden allerdings noch einige Jahre vergehen, sagte Foster.
Das Botulismustoxin wird von Clostridium botulinum-Bakterien bei Wachstum unter sauerstofffreien Bedingungen gebildet. Geschieht das zum Beispiel in verunreinigten Wurstkonserven, kommt es nach dem Verzehr zu Lähmungserscheinungen, die zum Ausfall der Atemmuskulatur und damit zum Tode führen können. Die natürliche Form des Botulismustoxins blockiert die Signalübertragung von Nerven auf die Muskeln. Diese Muskel erschlaffende Wirkung findet schon seit langem Verwendung in der Medizin, indem man durch kontrollierte Injektionen Muskelkrämpfe behandelt.
Joachim Czichos