Rund 150 Pilzarten können beim Menschen Krankheiten auslösen, erklärt Prof. Hans Christian Korting (Ludwig-Maximilians-Universität München), Vorsitzender der Mykologischen Gesellschaft. 10 bis 20 Pilzarten kommen häufig als Krankheitserreger vor, der Rest seien „Exoten“. Je nach Schätzung gibt es 100 000 bis eine Million verschiedenartigster Pilze – vom „Fußpilz“ bis zum Champignon.
Während Fußpilz sehr häufig vorkommt – fast jeder dritte Deutsche leidet darunter, oft ohne es zu wissen – sind die so genannten Innenorgan-Pilzerkrankungen sehr selten. Meist entstehen sie, wenn die Immunabwehr geschwächt ist, beispielsweise nach eine Chemo- Therapie oder im Zusammenhang mit einer Transplantation. Dann können Keime, die ohne größeren Schaden anzurichten auf der Haut, in der Mundhöhle oder der Scheide leben, in den Körper eindringen. Sie setzen sich in der Lunge oder anderen Organen fest und werden mit dem Blut weiter transportiert.
Im schlechtesten Fall gelangen sie ins Gehirn, wie Tietz erläutert. Die Ärzte an der Charite haben bei ihren Obduktionen 3.770 Leichen zusätzlich ins Gehirn geschaut und dort in 28 Fällen Pilze gefunden. „Die fressen regelrecht schwarze Löcher ins Gehirn“, berichtet Tietz. Dennoch seien die Patienten scheinbar gesund gewesen, hätten keine für Hirnerkrankungen typischen Beschwerden gehabt. Nur in sechs der 28 Fälle sei ein Pilz als Todesursache genannt gewesen.
Sorgen macht den Mykologen die wachsende Zahl resistenter Keime, denen die verfügbaren Antipilzmittel nichts mehr anhaben können. Ein Grund dafür könnte sein, dass Menschen zu schnell zu Pilz hemmenden Mitteln greifen. „Eine reine Pilzbesiedelung muss nicht unbedingt behandelt werden“, sagt Korting. „Antimykotika sind nur nötig, wenn Pilze krank machen.“ Zudem könnte die Verwendung von Pilzmitteln im Pflanzenschutz die Entwicklung resistente Pilze begünstigen.
Dass Pilzinfektionen nicht auszurotten sind, ärgert Prof. Isaak Effendy (Bielefeld): „Wir können zum Mond fliegen, aber wir haben kein gutes Antimykotikum!“, beklagte der Hautarzt, der die Tagung in Marburg leiten wird. Die Pharmaindustrie in Europa engagiere sich jedoch nicht ausreichend gegen Pilze, kritisiert Effendy.