Amerikanischen Forschern ist es mit Hilfe einer Gentherapie gelungen, bei alkoholsüchtigen Laborratten das Verlangen nach dem Berauschungsmittel zu dämpfen. Die Behandlung verstärkte die Produktion eines Proteins namens Dopamin D2, das eine Schlüsselrolle im Dopaminstoffwechsel spielt. Dopamin, ein Neurotransmitter, der bei Ratten und Menschen gleichermaßen vorkommt, hat einen entscheidenden Einfluss auf das menschliche Verhalten und die Ausprägung von Suchtkrankheiten. Wie die Wissenschaftler vom National Laboratory in Brookhaven im Journal of Neurochemistry melden, injizierten sie alkoholsüchtigen Ratten harmlose Viren, über die gleichzeitig das D2 Rezeptor Gen in die Versuchstiere eingeschleust wurde.
Das D2 genannte Eiweiß ist beteiligt an der Übertragung von Signalen, die Gefühle wie Glück und Befriedigung auslösen. Aus früheren Versuchen ist bekannt, dass Alkoholmissbrauch und andere Suchtstoffe die Dopaminausschüttung erhöhen. Es wird davon ausgegangen, dass die D2 Rezeptoren im Verlauf der Alkoholabhängigkeit schwächer werden, was zu einem erhöhten Alkoholkonsum führt, um das erstrebte Glücksgefühl zu erhalten oder wiederzuerlangen.
Die Forscher wollten nun sehen, ob eine erhöhte Aktivität von D2 Rezeptoren diesen Kreislauf der Sucht unterbrechen könnte. Sie injizierten das D2 Gen Laborratten, die darauf trainiert worden waren, 80 bis 90 Prozent ihres täglichen Flüssigkeitsbedarfs mit Alkohol zu decken. Nach drei Tagen tranken dieselben Ratten nur noch 20 Prozent Alkohol, ein deutliches Zeichen für eine verändertes Verhalten.
Um den Dopaminstoffwechsel und die Aktivitäten der Rezeptoren zu kontrollieren setzten die Wissenschaftler ein kompliziertes elektronisches Scanverfahren ein. Die entstandenen Aufnahmen konnten ihre Hypothese bestätigen: Eine verstärkte D2 Rezeptor Produktion kann durch das D2 Gen ausgelöst werden und zu einer Abschwächung des Suchtzwanges führen.
Der Leiter des Versuchs Panayotis Thanos betont dass es sich bei den erfolgten Versuchen nur um die Anfänge einer vielversprechenden Entwicklung handele. Der Umstand, dass schwer alkoholabhängige Ratten innerhalb weniger Tage ihren Alkoholkonsum reduzierten, könnte weitreichende Auswirkungen auf die Erforschung und Behandlung menschlichen Suchtverhaltens haben.
Marion Herzog