Eine künstliche Leber könnte künftig Patienten mit akutem Leberversagen retten, für die kein Spenderorgan zur Verfügung steht. Britische Forscher entwickeln derzeit ein Organsystem auf der Basis von Schweine-Leberzellen, über die das Blut von Patienten zur Reinigung geleitet wird. Eigene Leberzellen werden so entlastet und können sich eventuell regenerieren.
Akutes Leberversagen wird häufig durch Hepatitisviren oder Medikamente verursacht. Normalerweise kommt als Behandlung nur eine Transplantation in Frage. Doch bis zu 90 Prozent der Betroffenen sterben, während sie auf eine Spenderleber warten. „Die künstliche Leber könnte die Zeit bis zur Transplantation überbrücken oder sogar zu einer Genesung des Organs führen“, berichtete Helen Grant von der
University of Strathclyde jetzt auf einer Konferenz der British Association for the Advancement of Science.
Um die Arbeit einer natürlichen Leber nachzuahmen, leiten die Forscher das Blutplasma der Patienten über eine Membran mit Schweine-Leberzellen, die das Blut entgiften. Durch den Einsatz lebender Zellen arbeitet das neue System wesentlich effektiver als Dialysegeräte, so Grant. Da die Leberzellen von Schweinen nur zwei Tage außerhalb des Körpers überleben, für die Behandlung aber jedesmal frische Zellen benötigt werden, lagern die Forscher sie in flüssigem Stickstoff. Sie sind so bis zu 20 Tage haltbar und nach dem Auftauen immer noch funktionsfähig.
Wissenschaftler arbeiten bereits seit mehreren Jahren an der Entwicklung einer künstlichen Leber. In Kliniken wird derzeit ein ähnliches Verfahren der US-Firma Circe Biomedical getestet. Von 36 Testpersonen in den USA wurden sechs auch ohne Lebertransplantation wieder gesund.
Almut Bruschke-Reimer